Am 17. November 2010 fand die erweiterte Jahresabschlussberatung des Naturschutzbeirates Oder-Spree mit dem Thema „Artenschutz – Umsetzung in der Praxis oder was können wir dafür tun?“, statt. Eingeladen wurden Mitglieder aus Naturschutzverbänden, Landwirte und Angestellte der Behörden. Herr Dr. Frank Zimmermann vom Landesumweltamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, eröffnete die Vortragsreihe mit den neuesten Erkenntnissen und Daten zur Gefährdung und Schutz von Arten in Brandenburg. Aufgrund der teilweise sehr guten Fachkenntnisse der zahlreichen Teilnehmer im Publikum, verzichtete er auf die hohe Bedeutung der Artenvielfalt und legte ohne Umschweife die Fakten dar. Der kontinuierliche Artenschwund nimmt teilweise sehr drastisch zu. Ein dramatischer Rückgang ist zu verzeichnen unter anderem bei Bodenbrütern, Amphibien, Insekten in Moorgebieten, Arten von Trockenrasen, Wildkräutern auf Sandböden und auch des Grundwassers.
Lösungen den Artenschwund zu stoppen gibt es. Jedoch ist es weiterhin schwierig, sie in allen Bereichen durchzusetzen. Während ehrenamtliche Naturschützer bereits schon lange dafür sorgen, dass sich das Vorkommen mancher Arten nicht nur stabilisiert sondern sogar verbessert, sind es vor allem die Landwirte, die im besonders großen Maße zum Naturschutz beitragen können. Ihnen wird es jedoch nicht leicht gemacht: Sie können zwar jährlich einen Antrag auf Agrarförderung stellen, jedoch ist es kaum möglich in dem Dschungel von Fördermaßnahmen durchzusehen und individuell zu ermessen, was genau für jenen Landwirt machbar ist. Es fehlt nicht nur an Fachkräften, die die Landwirte individuell aufsuchen und beraten, sondern auch an Personal, das nachprüft ob der geförderte Landwirt die jeweiligen Maßnahmen auch wirklich umsetzt. Der Biologe und Freund des Landwirtes Dr. Lehmann meldete sich zu Wort und erzählte davon, dass zwar die guten Absichten der Landwirte vorhanden sind, wie zum Beispiel die Wiesenmahdtermine den Brutzeiten der Bodenbrutvögel anzupassen, jedoch fehlt es an durchgehender Beratung hinsichtlich der Anträge, der Umsetzung der Maßnahmen und auch einer entsprechenden Nachsorge.
Zahlreiche Betriebe im Landkreis Oder-Spree werden zwar gefördert, aber bis auf die Hektaranzahl wird nicht ermessen, wie sich die Artenvielfalt vor Ort verbessert hat und ob die Fördermaßnahme sinnvoll ist.
Herr Dr. Holger Rößling von der Stiftung NaturschutzFonds Brandenburg stellte fünf Beispiele vor, wie durch ganz individuelle Beratung, erfolgreiche Pflegemaßnahmen durch Landwirte durchgeführt werden konnten. Die persönlichen Gespräche vor Ort sowie die Nachsorge stellte er als wichtige Thesen besonders hervor. Interessant war hier das Beispiel der Wasserbüffelhaltung auf Feuchtwiesen, als landwirtschaftliche Möglichkeit diese Flächen zu unterhalten und gleichzeitig für einen Erhalt der Artenvielfalt zu sorgen.
Darüber hinaus ist es weiterhin fraglich inwieweit zum Beispiel Ausgleichspflanzungen von Bäumen nachgeprüft werden, da es an Personal hierfür ebenfalls mangelt. Ziel der Behörden sollte nicht nur sein die EU-Maßnahmen und Richtlinien zu erfüllen sondern ganz genau nachzufragen, wie sie dazu beitragen können den Artenschwund zu stoppen. Mehr Geld sollte hier in zusätzliche Personalstellen der Behörden sowie in die geförderten Landwirte investiert werden, so wie es andere Bundesländer bereits vormachen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden und dem Naturschutzbeirat ist hier unumgänglich.