Gosen-Neu Zittau

25. September 2012

Bonjour tristesse (Glosse up for grabs)


Die Tribüne für Autorennen an der Autobahn A 115 in Berlin, auch liebevoll AVUS genannt (für Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße), ist seit 1999 nicht mehr in Betrieb, weil die dort früher stattfindenden Autorennen eingestellt wurden. Seitdem vergammelt die Tribüne und darf nicht abgerissen werden, weil sie denkmalgeschützt ist. Was tun mit diesem geschichtsträchtigen Ort, an dem im Jahr 1921 die allererste Autostraße Europas eröffnet wurde, gefolgt von zahlreichen wichtigen Autorennen? Die Antwort liegt auf der Hand, die AVUS Tribüne GmbH kaufte die Tribüne und will sie dieses Jahr sanieren, indem sie eine Rundumverglasung plant und aus der Zuschauerplattform einen vielseitig nutzbaren Eventraum schafft.

Will sagen, es müssen nicht immer Rennautos sein, um sich einen wunderbaren und immer abwechslungsreichen Blick von Autos im Stadtverkehr, mal mit und mal ohne Stau, zu verschaffen.

Diese Idee wurde jetzt in Gosen aufgenommen und schnell fand man dafür eine Location. Die Tribüne, in Form einer Parkbank, wurde direkt an der Landesstraße, zwischen Müggelpark und Gosener Ortsausgang, mit Blick auf die Straße aufgestellt. Als Hintergrund dient die in mausgrau gehaltene Lärmschutzwand als wichtiger Ruhepol, so dass sich die Augen auf die Autos konzentrieren können und nicht störende Faktoren wie Schmetterlinge, Regenbögen, lachende Kinder oder Wasserfälle ansehen. Was Berlin kann, können wir auch oder um es in den optimistischen Worten eines Gemeindevertreters bei einer Ortsbeiratssitzung im August dieses Jahr auszudrücken: „Wenn wir es geschafft haben, Bänke in der Gemeinde aufzustellen, dann können wir Alles schaffen.“

18. September 2012

Absperrblödsinn (Glosse up for grabs)

Man kombiniere einen deutschen Kleingärtner mit einem Absperrband und erhalte eine Verschandelung der Landschaft.

Absperrbänder werden normalerweise für Einsatz- und Gefahrenstellen verwendet. Deshalb können wir nur Folgendes munkeln:
Tatort: Kleingartenverein Am Kappstrom e.V.
Tatzeit: Sommer 2012
Verbrechen: unbekannt

Man kombiniere ein wunderschönes Blumenbeet mit einem Absperrband und einem Schild und erhalte einen hässlichen Eindruck.


Tatort: Eichwalder Str., Gosen
Tatzeit: Sommer 2012
Verbrechen: potentieller Hundekot


15. September 2012

Willkommen Athos

Das griechische Restaurant Athos in Gosen
(Foto: André Organiska)


Das im August neu eröffnete griechische Restaurant Athos ist das Beste was Gosen in diesem Jahr passiert ist.

Die Aufwertung der Gosener Berge geht weiter. Neben der erfolgreichen Sanierung der Plattenbauten und Vergrößerung der Badestelle können wir im Athos nun in Richtung Westen Sonnenuntergänge über unserem Seddinsee genießen.
Als wir am Eröffnungsabend ankamen wurden wir gefragt, ob wir reserviert hätten. Reserviert am ersten Abend? Es waren gerade mal ein bis zwei Tische besetzt. Nach circa drei Stunden Aufenthalt wussten wir was die Bedienung meinte, das Restaurant wurde immer voller, obwohl die Eröffnung ausschließlich in einer Lokalzeitung bekannt gegeben wurde. Man setzt hier auf Mundpropaganda und es funktioniert. Silvesterkarten waren bereits vor der Eröffnung ausverkauft. Der Bedarf ist sehr groß.

Das Essen ist hervorragend, die Bedienung ist sehr freundlich. Der Ouzo fließt in Strömen für solche Gäste die es mögen und die anderen Gäste bekommen es trotzdem. Bei griechischer Musik kann es schon mal passieren, das man mit der Bedienung quer durch das Restaurant tanzt. Lebensfreude und positives Denken werden hier groß geschrieben. Der Restaurantchef fährt gerne Motorboot und freut sich außerdem wenn er auf dem Seddinsee mit seinem Jetski fahren kann.

Ursprünglich aus Quedlinburg kommend, bringen die Betreiber, ein deutsch-griechisches Ehepaar, 25 Jahre Erfahrung in der Gastronomie mit. Das Team wurde sorgfältig über die Jahre hinweg zusammengestellt. Der alte Mietvertrag lief aus und so sah man sich nach einer neuen Location um, die möglichst am Wasser und am Stadtrand zu Berlin sein sollte.

Bei der Inneneinrichtung wurde ganze Arbeit geleistet. Über ein Teichbecken mit Goldfischen im Zentrum vom Gastraum führt eine kleine Brücke zur Bar. Die gesamte Front ist verglast, so dass sämtliche Fensterplätze über einen Seeblick verfügen. Als ich draußen auf der Terrasse saß, konnte ich zu später Stunde eine Sternschnuppe sehen.

Lediglich die Toiletten erinnern noch an das alte Stasigelände, denn dort geht es vorbei an alten Garderobenständern. Die Sanierung des Restaurants ist jedoch noch nicht fertig. Ein Raucherraum ist geplant, er soll eine Glasscheibe zum Restaurant haben, so dass sich Nichtraucher und Raucher zuwinken können. Die Tür zum Raucherraum wir sich außen am Gebäude befinden.

Und es geht weiter: Die hässlichen Graffiti-Container werden nach Saisonende dieses Jahr abgerissen, der jetzige Imbissbetreiber bekam vom Restaurant Athos ein Jobangebot für die kommende Saison ab nächstes Jahr, dann kommt dort nämlich stattdessen eine Strandbar hin, die optisch an die Strandbars in der Karibik erinnern soll.

Und es geht noch weiter: Auf der Liegewiese sollen Liegestühle mit kleinen Tischchen hinkommen und sie werden mit einem Clou ausgestattet, den man nur aus Fünf-Sterne-Hotels kennt: Die Liegestühle bekommen einen Knopf, so dass der Barkeeper an der Strandbar persönlich vorbeikommt und die Bestellung entgegennimmt. Urlaubsfeeling in Gosen. Wir lieben unser neues Athos und freuen uns auf viele schöne Abende dort. Bands werden dort übrigens natürlich auch zukünfig auftreten.

Und während man noch gerade dem Volkshaus in Neu Zittau hinterhergetrauert hat, findet die Zukunft bereits im Athos statt. Kommen Sie hin: Zum Beispiel zum nächsten Café Kappstrom am 12. Oktober um 18 Uhr. Wir werden da sein.

14. September 2012

Falsett

Nachdem mein Computer einen Totalabsturz erlitten hat und ich jetzt meinen ersten Apple erwarb, verging eine Weile in der ich ohne Computer auskommen musste. In dieser Zeit überlegte ich wie es sich wohl anfühlt so ganz ohne Computer, was ziemlich schwierig war, weil man ohne Probleme zugriff auf andere Computer hat (fast täglich). Aber so ganz in Ruhe etwas zu schreiben, das ging dann doch nicht, geschweige denn Fotos abspeichern und so weiter...

Was also tun ohne eigenen Computer? Ich schreibe immer sehr gerne nachts, was macht man also nachts so ohne Computer (außer das Offensichtliche an das Sie jetzt denken)? Man hört Fritz Radio, weil dort so zwischen 22 und 24 Uhr interessante und tiefgründige Gespräche stattfinden. Und so hörte ich also Fritz und legte eine Zwangsschreibpause ein.

In dieser Zeit nahm ich auch zum ersten Mal das Lied "One Day" von Asaf Avidan im Radio wahr, in das ich mich sofort verliebt habe: Das ist mein Sommerhit dieses Jahr.
Also verbrachte ich in den letzten zwei Wochen meine sämtlichen Autofahrten damit, zwischen den Radiosendern hin und her zu wechseln um das Lied zu hören, was zu ca. 75% der Autofahrten erfolgreich verlief. Normalerweise hätte ich meine Lust dieses Lied zu hören sofort mit Youtube befriedigt, aber ohne Computer ging das natürlich nicht.

Und so kehre ich zurück zu einem eigenen Computer und erlebe ein Coming Back der besonderen Art. Endlich kann ich mich über die Band in Ruhe informieren und ihre Youtube-Songs gucken/hören. Bis zu diesem Punkt war ich vollkommen davon überzeugt, dass es sich um eine schwarze Sängerin handeln muss. Ich sah sie vor meinem geistigen Auge vor mir: eine vollschlanke schwarze Sängerin. Man macht sich ja so sein Bild, wenn man nur eine Stimme kennt. Ich schalte Youtube an und falle fast hinten über. Es handelt sich um einen schlanken israelischen Sänger. Wie ist das passiert, dass ich mich so getäuscht habe? Nach schnellem googeln finde ich heraus, dass er mit Falsettstimme singt. Diese Stimme imitiert in seinem Fall eine weibliche Stimme und ist also noch höher als eine Tenorstimme.

Wir erinnern uns, dass Michael Jackson auch mit hoher Stimme singen konnte, auch Prince und sogar Justin Timberlake können das. Aber NIE habe ich eine Männerstimme gehört, die mich dermaßen täuschen konnte.
Ich bin verliebt, das Album wird bestellt.
Ich weine, weil es ein Konzert in Berlin im November gibt und ich an dem Tag keine Zeit habe.
Das ist DIE Stimme des Jahres.

Hier das Originallied, das vor der Remix-Radioversion rauskam. Achten Sie auf sein Lächeln, wenn die Menge anfängt mitzusingen. Priceless. Wir alle lieben Asaf Avidan.