16. April 2020

Landkreis Oder-Spree will Jagd auf Wildschweine mit Hilfe von Lebendfallen erhöhen

So oder so ähnlich sieht ein sogenannter "Saufang" aus.
(Foto: Traper Bemowski)


Der Landkreis Oder-Spree hat fünf Lebendfallen für Wildschweine angeschafft und zahlreiche Jäger darin geschult, wie diese genutzt werden sollen. Grund sei die Afrikanische Schweinepest, die nur noch 10 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ist. In Westpolen mussten bereits mehrere tausend Tiere gekeult werden. Diese Information wurde den Fraktionsvorsitzenden bei einer Telefonkonferenz mit dem Landtagsbüro am 16. April 2020 gegeben. Das Vorhaben wurde nicht mit dem Umweltausschuss des Kreistages abgesprochen.

Die Tiere sollen in den Lebendfallen erschossen und dann auf die Afrikanische Schweinepest getestet werden. Fällt der Test negativ aus, wird das Fleisch vermarktet. Ob 100 % der Tiere aus den Lebendfallen auf die Afrikanische Schweinepest getestet werden, konnte eine Beigeordnete nicht mit absoluter Sicherheit bestätigen. Es gibt derzeit in den Testlabors, aufgrund von Corona, eingeschränkte Möglichkeiten zahlreiche Tests auf die Afrikanische Schweinepest durchzuführen.

Grund der Anschaffung der Lebendfallen, ist die niedrige Zahl der Jagderfolge auf Wildschweine im Landkreis.

„Ich wäre dafür, wenn wir jetzt nicht hier über jedes Wildschwein einzeln diskutieren. Mich interessiert jetzt vielmehr das Thema Tesla.“ kommentierte Zeschmann (FREIE WÄHLER) die konkreten Nachfragen zur Handhabung der Lebendfallen, die Fraktionsvorsitzende Grabs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gestellt hatte. Unklar war vor der Nachfrage, wofür diese Lebendfallen genutzt werden sollten.

„Lebendfallen wurden erfunden, um Konflikte mit Tieren ethisch zu lösen, indem Tiere lebend gefangen und dann woanders wieder ausgesetzt werden. Der Landkreis missbraucht den gedachten Nutzen der Lebendfallen für seine Zwecke. Die Tiere werden so unter Todesangst erschossen, wenn sie in der Lebendfalle, vielleicht schon seit vielen Stunden gefangen sind und nicht mit ihrer Rotte weiterziehen können. Ein erhöhter Adrenalinspiegel im Blut verschlechtert somit definitiv die Qualität des Fleisches. Der Missbrauch von Lebendfallen, um die Anzahl der geschossenen Wildschweine zu erhöhen, ist aus ethischen Gründen abzulehnen. Wer garantiert, das so eine Muttersau nicht von ihrem Nachwuchs getrennt wird? Vielmehr bedarf es jetzt 100 % der Wildschweine, die in der freien Natur geschossen werden, auf die Afrikanische Schweinepest zu testen, um Infektionsherde herauszufinden. Damit ist die Anzahl der Tests ausreichend. Diese Lebendfallen dürfen auf keinen Fall zum Einsatz kommen. Wir werden einen entsprechenden Antrag stellen.“, so Grabs.

9. April 2020

Haben die Grünen keine anderen Sorgen?

"Haben die Grünen keine anderen Sorgen?"

"Es gibt viel schlimmere Dinge, als illegal entsorgte Rasenschnittabfälle an Gewässern."

Liebe Home Office Menschen und Systemrelevante,

es wurden gerade für alle von uns die Freizeitbeschäftigungen auf ein absolutes Minimum reduziert:

a) Indoor Beschäftigungen

b) sich in der Natur bewegen

Ich erlebe geradezu einen touristischen Boom in der Natur. Menschen halten sich in der Natur auf, als gäbe es kein Morgen. Das ist gut! Zurück zur Natur, uns allen wurde absolute Entschleunigung aufgezwungen!

Wenn ich also, so wie ich es schon immer gemacht habe, auf Fehlentwicklungen in der Natur aufmerksam mache, dann sind die o. g. Sätze vollkommen unangebracht. Es geht dabei überhaupt nicht darum, dass gerade irgendetwas anderes auf der Welt passiert. Man darf sich trotzdem weiter mit Umweltverschmutzung beschäftigen. Es interessiert mich in dem Moment auch nicht, ob es irgendwo, irgendwelche anderen Abfälle mitten in der Natur oder auch in urbanen Gebieten gibt, die noch viel viel schlimmer sind. Das weiß ich alles! Wenn ich über eine Fehlentwicklung an einem ganz bestimmten Ort schreibe, dann muss man das nicht verharmlosen. Egal wie groß der eigene Weltschmerz ist.

Es gibt immer noch Umweltfragen, die wir klären müssen. Gerade jetzt. Die Natur kennt keine Pause.

Illegal entsorgte Rasenschnittabfälle am Kappstrom neben dem Kleingartenverein Am Kappstrom e.V.

An den Rändern von Kleingartenanlagen gibt es leider immer wieder illegal entsorgte Gartenabfälle in der freien Natur. Fängt einer an, wird der Haufen immer größer. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Natur das schon kompostieren wird. Es gibt Probleme, die dabei auftreten können, die größeren Schaden anrichten, als ein ursprünglich gedachter "Komposthaufen". Dieser Gedanke ist auch nicht nachhaltig. Denn die Frage, wo man seine Gartenabfälle in 1, 5 oder 10 Jahren entsorgen will, bleibt ja weiterhin offen. Rasenschnitt am Kappstrom wird das Gewässer eutrophieren. Der Kappstrom befindet sich aber bereits in einem schlechten Zustand, weil die Renaturierung im Wasser- und Landschaftspflegeverband keine Priorität findet. Das kann einem ja alles egal sein, muss es aber nicht. Schon gar nicht, wenn man hier wohnt und den schlechten Zustand täglich mit ansehen muss.

Liebe Gärtner und Gärtnerinnen,

Gartenabfälle, wie Rasenschnitt, gehören auf den Kompost im eigenen Garten oder in die Bio-Abfalltonne. Rasenschnitt eignet sich auch sehr gut zum Mulchen.

Ein Totholzhaufen im eigenen Garten trägt zur Biodiversität bei. Abgesägtes Holz muss demnach nicht in der freien Natur entsorgt werden.

3. April 2020

Ignorante Deppen unterminieren mühevolle Anstrengungen - Corona Ansprache des Landrates im Landkreis Oder-Spree

Karte
Das Coronavirus kommt auch im Landkreis Oder-Spree vor.
(Bild: Wikipedia)


Ansprache des Landrates Rolf Lindemann im Landkreis Oder-Spree:

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Ich hatte Ihnen zugesagt wesentliche Informationen möglichst frühzeitig mit Ihnen zu teilen. ...

Mir geht es darum, dass möglichst Viele auf dem aktuellen Stand sind, weil wir uns alle nur dann zielgerichtet und gesundheitsbewusst im öffentlichen Raum bewegen, Falschmeldungen erkennen können und damit Verschwörungstheorien im Keim ersticken. Darüber hinaus stärken wir auf diesem Wege den jetzt so wichtigen Bürgersinn.

Wir haben mit Stand 01. April 80 Fälle im Kreisgebiet mit den Schwerpunkten an der westlichen Kreisgrenze im Bereich Schöneiche Woltersdorf mit 20 Fällen und am östlichen Rand mit den Kommunen Eisenhüttenstadt und Brieskow-Finkenherd mit 18 Personen. Vier Patienten sind im Moment in Kliniken untergebracht ein schwerer Fall wird derzeit beatmet.
Nicht verschweigen wollen wir eine hoffungsvoll stimmende Kennzahl. 19 Patienten haben die Infektionskrankheit im Landkreis Oder-Spree inzwischen überwunden. Auch diese Zahlen werden parallel zur Neuinfektion glücklicherweise steigen. Das darf uns aber nicht in trügerischer Sicherheit wiegen.

Besondere Aufmerksamkeit müssen wir auf die strikte Einhaltung der angeordneten Schutzmaßnahmen für Gemeinschaftseinrichtungen insbesondere für die Senioren und Pflegeheime aufwenden – hier haben wir seit vorgestern einen Verdachtsfall im Landkreis zu klären. Wir wollen deshalb alles Menschenmögliche unternehmen, um Bilder, wie in Würzburg oder Wolfsburg zu vermeiden.
Ich weiß, dieses Unterfangen stellt insbesondere die Mitarbeiter in der Pflege, in den Behinderteneinrichtungen aber auch in den Kliniken inzwischen vor ganz enorme Herausforderung, denn das Ende des ausgesprochen ärgerlichen Beschaffungsengpasses bei Schutzausrüstung und Masken ist gegenwärtig nicht absehbar.
Die vor zwei Wochen von Bundesminister Span angekündigte Flutung mit Masken ist bei uns leider bislang nicht angekommen. Wir lassen in unserem Druck allerdings nicht nach. Darauf können Sie sich verlassen.

Andererseits dürfen wir als Verantwortliche vor diesem Mangel nicht kapitulieren. Gute Ideen und Eigeninitiative sind jetzt gefragt, damit wir auch auf niedrigerem Schutzstandard ohne leichtsinnige Eigengefährdung weiterarbeiten können.
Ich wende mich deshalb auch an die heimischen Unternehmen, soweit diese Möglichkeiten sehen, den Gesundheitsbereich zu unterstützen mit den Ärzten gemeinsam vertretbare Notlösungen zu entwickeln.

Aus dem Lagebild müssen wir, wenn wir eine relativ gleichmäßige Testung in unseren Testzentren Schöneiche, Storkow, Beeskow, Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt unterstellen, die Schlussfolgerung ziehen, dass ein urbaner Lebenszuschnitt und urbane Lebensgewohnheiten mit hoher Mobilität und engen Kontakten auch im Freizeitbereich ein dynamisches Ausbreitungsgeschehen hervorrufen.
Verhaltensmäßig orientieren sollten wir uns deshalb, an dem traditionell zurückgenommeneren Lebensstil, der den ländlichen Raum prägt.

Ärzte, die die Testzentren betreiben, bestätigen diese Schlussfolgerung. Sie schildern konkret die Ansteckungswege, die in erster Linie im Familiären- und im Bekanntenbereich verlaufen – unverständlicherweise finden hier offensichtlich immer noch Geburtstagsfeiern und gesellige Runden statt, die in Einzelfällen sogar ein polizeiliches Einschreiten erfordern. Insofern ist es dringend angezeigt alle Formen von Geselligkeit für eine Übergangszeit zu unterbinden.

Das ist zwingend erforderlich, wenn wir uns den Aufwuchs der infizierten Zahlen und der Verdachtsfälle in den letzten Tagen auch einmal im Landesmaßstab vergegenwärtigen.
Leider wird man durch die aktuellen Nachrichten auch immer wieder bestätigt. Wir hören gerade, dass das Ernst von Bergmann Klinikum und weitere Kliniken in Deutschland übergangsweise für Neuaufnahmen geschlossen werden musste. Wir sehen also es bleibt ernst.

Deshalb ist es unverständlich, dass insbesondere jüngere Leute immer noch Anlass zu ordnungsbehördlichem und polizeilichem Einschreiten geben. Dies war insbesondere am letzten Wochenende der Fall. Diesen Zeitgenossen sei nochmals gesagt: Ihr Verhalten spielt mit der Gesundheit und dem Leben ihrer Mitmenschen.
Wir alle zahlen gegenwärtig einen hohen wirtschaftlichen Preis dafür, dass wir möglichst wenige Opfer zu beklagen haben und jeder von uns – jedes Menschenleben ist diese Anstrengung wert. Wir sehen es deshalb nicht mehr ein, dass ignorante Deppen unsere mühevollen Anstrengungen unterminieren.

Die Schonfrist für das Einüben der neuen Verhaltensvorgaben entsprechend der Eindämmungsverordnung ist beendet. Die Polizei und auch die Ordnungsämter haben meiner Ordnungsbehörde die Zwischenfälle des letzten Wochenendes gemeldet. Diese werden wir jetzt mit empfindlichen Bußgeldern beantworten. Auch das erwartet die ganz überwiegende Anzahl der Bürger, die sich sehr verantwortungsvoll verhalten und damit dazu beitragen, dass die einschneidenden Maßnahmen, die uns alle extrem belasten ihre Wirkung nicht verfehlen.

Von Bürgermeistern und Amtsdirektoren, in deren Verantwortungsbereich insbesondere die freizeitlichen und touristischen Schwerpunkte im Landkreis liegen bin ich informiert worden, dass das Verhalten von Menschen, die am Wochenende aus den beengten Verhältnissen der Stadt flüchten vor Ort zum Teil zu schwer handhabbaren Situationen und Konflikten führte.

Diejenigen die sich hier hemmungslos verhalten, sollten in Rechnung stellen, dass das von der einheimischen Bevölkerung sehr kritisch beobachtet wird und uns derartige Rücksichtslosigkeiten allesamt nicht fröhlicher macht.

Wir in Oder-Spree leben auch vom Tourismus. Insofern dürfen Gäste gleich woher auch immer sie kommen mit einer grundsätzlichen Aufgeschlossenheit rechnen. Wir haben auch nichts dagegen, dass sie unsere Wälder zur Erholung und zum Sport nutzen – ganz im Gegenteil. Aber bitte passen Sie Ihr Verhalten den gegebenen Umständen an, halten Sie sich wie alle übrigen zurück.
Das gilt insbesondere für den Wassersport. Dieser ist zwar grundsätzlich erlaubt, allerdings nur in zurückgenommener Form, die die Eindämmungsverordnung mit ihrer klaren Zielsetzung vorgibt.

Wir können es deshalb nicht hinnehmen, dass über das Osterwochenende die gesamte Freizeitflotte zu Wasser gelassen wird oder große Motorboote den Scharmützelsee bevölkern.
Folgen Sie der dringenden Empfehlung der Bundeskanzlerin und unseres Ministerpräsidenten, die sozialen Kontakte auf das unbedingt notwendige Minimum zu beschränken.

Wir alle haben gemeinsam eine schwierige Phase zu durchleben und da gilt nun einmal für Einheimische wie auch für Gäste, dass sie sich den geltenden Regeln zu unterwerfen haben. Deshalb werden unsere Ordnungsämter gemeinsam mit der Polizei gegen ein Freizeitverhalten, das nicht dem Geist und dem Sinn der Eindämmungsverordnung entspricht rigoros einschreiten. Zu diesem Zwecke wird der Landkreis eine Allgemeinverfügung erlassen. In dieser werden die Verhaltensmaßregeln der Eindämmungsverordnung nochmals detaillierter für den Freizeitbereich präzisiert
In diesem Sinne werden die Schleusen für touristische Zwecke geschlossen. Ebenso werden Marinas und Slipanlagen voraussichtlich bis zum 19.04.20 entsprechend der Kontaktbeschränkungen der Eindämmungsverordnung stillgelegt.

Selbstverständlich dürfen die Wasserstraßen für sportliche Betätigungen wie Rudern oder Paddelausflüge genutzt werden, sofern dabei die Vorgaben der Eindämmungsverordnung beachtet werden.
Es gilt allerdings ein enger Sportbegriff, denn wir können nicht einerseits das Joggen als Einzelpersonenveranstaltung vorschreiben, sogar Kinderspielplätze schließen und andererseits Pulks von Yachten über unserer Seen fahren lassen – zumal wir uns dann auch der Möglichkeit begeben würden eine effektive Kontrolle der Einhaltung der Eindämmungsverordnung sicher zu stellen.

Ich bin mit den Bürgermeistern und Amtsdirektoren übereingekommen, dass wir an den kommenden Wochenenden intensive Kontrollen auch mit polizeilicher Begleitung durchführen werden. Wir werden auch Parkplätze in ihrer Belegung limitieren bzw. sperren soweit die Eindämmungsverordnung das geboten erscheinen lässt.

Wir müssen in diesem Kontext zudem eine weitere Gefahrenquelle im Auge behalten, die es zwingend erforderlich macht, Waldwege und Waldrandstreifen von parkenden Autos freizuhalten, da wir in den kommenden Tagen die Waldbrandstufe V erreichen könnten.

Soweit zum aktuellen Geschehen. Ich werde Sie auch in den kommenden Tagen weiter auf dem Laufenden halten. Unterstützen Sie uns bitte auch weiterhin zu tatkräftig wie bisher.