Wenn man 1990 noch Kind war sollte man sich schnellstens von
seinen Eltern emanzipieren und einen Ost- oder Westpatriotismus ablegen. Die
eigenen Eltern zu kopieren und ihre Sätze nachzuplappern bedeutet, dass mit der
Vergangenheit nicht abgeschlossen werden kann und man in der Zeit stehen
bleibt.
Ostpatriotismus:
„Früher war auch nicht alles schlecht.“
Der Boykott von allen Sektsorten außer „Rotkäppchensekt“
Westpatriotismus:
„In Osten fahr ich nicht!“*
„Ich komme ursprünglich aus dem Westen!“
Bananenwitze
*wird seltsamerweise immer ohne das Wort „den“ ausgesprochen
Wussten Sie,
dass in ausländischen Touristenführern für Berlin empfohlen wird, Berliner nicht nach ihrer Ost/Westherkunft zu fragen? Berlin ist bereits so weit zusammengewachsen, dass es die jüngere Generation als unangenehm empfindet danach befragt zu werden, weil es für ihr Leben im HIER und JETZT vollkommen irrelevant ist.
Natürlich hast Du recht, aber es gibt eine Entwicklung, die viel gefährlicher ist, als diese nostalgische Folklore und diese kindische Form der Abgrenzung. Damit ist diese besondere Form des Neides gemeint, den all jene ergreift, die unter dem Gefühl der Zu-Kurz-Gekommenheit leiden. Schlägt man die Leserbriefe einer x-beliebigen Westdeutschen (Allgemeinen) Zeitung auf, dann ist dort - egal, ob eine lokale Straße verfällt, ein 70er Jahre Schwimmbad geschlossen wird oder ob das Dach der Schule undicht ist -ein Tenor a la "Hauptsache in Dresden ist das Pflaster vergoldet!" zu lesen. Viel gefährlicher als der Stolz des Patriotismus ist die Niedertracht des Neides. Und diese Niedertracht wächst und gedeiht.
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