Gosen-Neu Zittau

27. Oktober 2014

Irmtraut Ossowski und die Pressefreiheit – Ein Nachruf


Irmtraut Ossowski (9. Februar 1957 – 16. Oktober 2014) war Unternehmerin, Verlegerin und Journalistin. Sie gründete 1994 die Anzeigenzeitung Der OderlandSpiegel, welche mit einer Auflage von 128.710 die größte Zeitung im Osten Brandenburgs ist. Im Vergleich: Die Märkische Oderzeitung hat eine Auflage von 78.116.

In Deutschland ist die Pressefreiheit im Grundgesetz Artikel 5 geregelt, das besagt „... Eine Zensur findet nicht statt. ...“

Doch wo fängt eine Änderung von Texten an, ohne dass der Text dabei zensiert wird? Geht die Veränderung der Texte seitens der Redakteure über die Berichtigung von Rechtschreib- und Kommafehlern hinaus, wird der Text bereits zensiert. Denn die Freiheit einer journalistischen Arbeit wird bereits dann eingeschränkt, wenn der Redakteur aus „unter anderem“ einfach „u.a.“ macht. Denn selbst Kleinigkeiten wie diese gehören zur persönlichen „Schreibe“ eines Journalisten, der sich damit einen individuellen Stil gibt. Und dieser persönliche Schreibstil macht  die Diversität und somit die Qualität einer Zeitung aus. Leider werden in Deutschland die Berichte nicht nur dem Entfernen von solchen „Schönheitsfehlern“ unterzogen, welche ja immer Geschmackssache sind, sondern vielmehr werden die Texte ganz neu interpretiert. Und dadurch passiert immer wieder das, was für einen Journalisten der größte Horror ist: Es werden Faktenfehler eingebaut. Dann kann ein Text so verfälscht werden, dass statt ursprünglich „Der Bekannte des Landwirtes XY hat gesagt....“ plötzlich „Der bekannte Landwirt XY hat gesagt...“ in der Zeitung steht.
Viele Journalisten resignieren und versuchen sich aufgrund ihrer beruflichen Abhängigkeit damit abzufinden, dass ihre größte Motivation, nämlich die Wahrheit zu veröffentlichen, auf dem Weg zum Druck verloren geht.

Meine Pressemitteilungen und Artikel hat Irmtraut Ossowski stets unzensiert und ungekürzt abgedruckt und gewährleistete mir damit die höchstmögliche Pressefreiheit, die es bei keiner anderen mir bekannten großen Zeitung gibt. Der Oderlandspiegel ist mir dadurch die liebste Zeitung, die mir den höchstmöglichen Respekt abverlangt. Denn auch als Leserin weiß ich, dass die ursprünglichen unverfälschten Texte der Autoren nur hier zu finden sind.

Ich wünsche mir nicht nur, dass Der Oderlandspiegel die Arbeit in ihrem Sinne und im Sinne der Pressefreiheit weiterführt sondern auch, dass sich andere Herausgeber ein Beispiel an Irmtraut Ossowski nehmen und somit dazu beitragen, dass die Pressefreiheit wirklich gewährleistet wird. Ein einfaches Copy/Paste ist bereits der Schlüssel dazu. Für eine Qualität in den Zeitungen und für die Veröffentlichung der Wahrheit.

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