Gedanken aus Gosen (ehemaliger Standort eines
Schulungszentrums der Stasi)
„Ich bin stolz auf meine Eltern, weil sie nie in der Stasi
waren, obwohl sie gefragt wurden.“
oder
„Er war zwar bei der Stasi, aber man bedenke, dass er erst
18 Jahre alt war und seine Eltern ebenfalls beide bei der Stasi waren.“
Ich möchte Menschen, die sich mit der Vergangenheit
auseinandersetzen müssen, daran erinnern, dass die Sippenhaft in Deutschland
nicht existiert. Sie ist eine Terrormaßnahme und wurde in Deutschland zuletzt
zu Zeiten des Nationalsozialismus angewandt. Wenn es also um Schuldfragen geht,
sollte man niemals die Eltern dafür mitschuldig machen oder die Eltern dafür
benutzen, um die eigene Schuldigkeit abzuschwächen und somit zu bagatellisieren.
Zu einer normalen Entwicklung eines Menschen gehört der
Abnabelungsprozess während der Pupertät, die in der Regel anfängt bevor man
selbst straffällig werden kann. Sie dient dazu Dinge der Eltern zu hinterfragen
und zu rebellieren, um sich von ihnen zu entfernen. Ohne dessen wären die
Menschen zu folgendem nicht imstande: sich selbst zu reflektieren und
weiterzuentwickeln.
Geht es um die Stasivergangenheit eines Menschen, müssen
seine Mitmenschen sich lediglich die „Frage des Verzeihens“ stellen. Die
Vergebung kann nur nach erfolgter Reue stattfinden und ist immer subjektiv
möglich oder eben auch nicht.
Gosen und seine Stasizentrale
Gosen und seine Stasizentrale
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