30. September 2021

Afrikanische Schweinepest: Meine Rede im Kreistag gegen neue Zäune

Drei Betrieben ist es in Deutschland nicht gelungen, sich vor einer Keulung zu schützen. Der Fokus muss auf die Biosicherheit der Betriebe gelegt werden und nicht auf Zäune und Jagd.

Am 29. September 2021 hat der Kreistag Oder-Spree über weitere Zäune von der A12 in Richtung Müncheberg bis zur Kreisgrenze Märkisch-Oderland abgestimmt. Dies war meine Rede hierzu:

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Afrikanische Schweinepest wird im Landkreis Oder-Spree nicht bekämpft sondern verwaltet. Die Seuche breitet sich seit 2007 in ganz Europa aus und in den meisten Ländern wird gleich reagiert: mit dem Aufstellen von Zäunen und mit einer Intensivierung der Jagd. Leider hat sich gezeigt, dass beide Methoden vollkommen unwirksam sind. Dieser Plan A: also die Zäune und die Jagd, den die meisten Länder und nun auch wir hier im Landkreis Oder-Spree verfolgen, funktioniert nicht. Weil es keinen Plan B gibt, wird Plan A weiterhin aufgestockt. Es soll noch mehr gejagt werden. Es müssen noch mehr Zäune gezogen werden. Unsere Verwaltung zeigt auch gerne mit den Fingern nach anderen Landkreisen und nach Polen: Dort hätte man mehr machen müssen! Dabei hat man dort fleißig den Plan A verfolgt. Polen wird dieses Jahr alleine über 16.000 Wildschweine erlegen. Die intensive Jagd hat Polen von Anfang an im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest durchgeführt. Und trotzdem hat sich die Seuche bis nach Deutschland ausgebreitet. Der Zaun an der Oder hat dabei überhaupt nicht gestört. Man kann natürlich noch mehr Zäune ziehen und noch größere Gebiete absperren, das stört aber die Wildschweine nicht. Ziehen wir heute hier einen Zaun, läuft das nächste infizierte Wildschwein bereits 30 km westlich rum. Wir können nicht den ganzen Landkreis einzäunen. Und warum auch? Wo ist der Kosten/Nutzen-Faktor, wenn die Krankheit für den Menschen ungefährlich ist, wir aber im Land Brandenburg über 30 Mio. Euro pro Jahr für Zäune und Jagd ausgeben? 

Dieses Geld sollte man lieber in die Biosicherheit der Schweine-Betriebe stecken sowie in Präventionsmethoden und in die Impfstoffe. Solange hier kein einziges Maisfeld mit einem Elektrozaun eingezäunt ist, dürfen wir uns nicht wundern, warum die Wildschweine sich hier wie Ratten verbreiten.

Was unsere Verwaltung tun muss, ist einen Plan B aufzustellen und sich die Fragen zu stellen: Wieviele Jahre müssen noch vergehen? Wieviele Zäune müssen wir noch ziehen? Wieviele Wildschweine müssen wir noch erlegen bis wir feststellen, was wir eigentlich schon wissen müssten: dass die Seuche hier längst einheimisch ist und ohne Impfstoff nicht zu bekämpfen ist. Wir könnten hier weltweit führend im Monitoring und in der Forschung werden: Auch das wäre ein Plan B.

Die Erkenntnis, dass Zäune nicht funktionieren, im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest,  lässt es überhaupt nicht zu, solch einem Beschluss zuzustimmen. Daher wird er von mir abgelehnt.



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