Schön war‘s! Die olympischen Spiele in London dieses Jahr, haben uns bei schönstem Wetter vor unsere Fernseher verbannt, um zu verfolgen wer, wie, wann, welche Medaille mit nach Hause holt. Wir haben gelernt, dass Taekwondo und BMX-Fahren offensichtlich olympische Sportarten sind. Wir haben darüber diskutiert, ob wir pro oder contra Sippenhaftung sind und ob es uns etwas angeht, wenn eine Sportlerin einen Freund mit einer rechten Ideologie hat. Was ist wichtiger: Die sportliche Leistung einer Mannschaft oder die internationale Bekanntheit der einzelnen olympischen Sportler, für deren Privatleben sich die Journalisten interessieren. Wer hat hier Schuld: Die Medien oder der Sportverband?
Mein persönliches Fazit ist bei allen olympischen Spielen das gleiche, denn meine Lieblingssportart, das Synchronschwimmen, wird alle vier Jahre im Fernsehen für genau 30 Minuten ausgestrahlt, immer mit der Hoffnung, dass es nicht von anderen Sportarten unterbrochen wird. Ich komme seit Tagen nicht aus dem Kopfschütteln heraus. Warum zeigt uns das Fernsehen über eine Stunde lang das „Gehen“, bei dem das Spektalulärste die Wasser- oder Schwammaufnahme der Geher ist oder Kameras, die durch Wasserduschen hindurch fahren. Da hätte man doch in locker 20 Minuten den Zieleinlauf zusammenfassen können? Das Synchronschwimmen ist ein leider viel zu unterschätzter Hochleistungssport, bei dem die Schwimmerinnen zehn Stunden täglich trainieren und mindestens acht Stunden davon im Wasser verbringen. Zwei von drei Minuten einer Kür verbringen sie mit Luft anhalten unter Wasser, unter größten körperlichen Schmerzen lächeln sie sobald sie auftauchen. Ihre Roboterhaftigkeit dabei verleiht der Sportart eine Kunst, die es mir kalt den Rücken hinunter laufen lässt. Vor lauter Respekt bleibt mir der Mund offen stehen. Diese Frauen werden zu Fischen! Die Spanierinnen haben dies untermauert, indem sie vor dem Sprung ins Wasser zwei Figuren von Fischen bildeten mit bewegenden Mäulern.
Wir verneigen uns vor Michael Phelps, der uns ebenfalls an einen Delfin erinnert. An Land hat er einen eher unbeholfenen Gang, aber wird er ins Wasser gelassen, lässt er die ganze Welt hinter sich, weil er übermenschliche Leistungen bringt.
Und so wird mein Lieblingssport jetzt wieder für vier Jahre im Fernsehen auf Eis gelegt. Vier Jahre in denen ich stolz erzähle, wie sehr ich Synchronschwimmen liebe. Vier Jahre in denen mir keine einzige Minute davon im Fernsehen vergönnt wird. Und 2016 werde ich 30 Minuten lang, vermutlich wieder nur die Top 3 Platzierungen anschauen können.
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