Das Coronavirus kommt auch im Landkreis Oder-Spree vor. (Bild: Wikipedia) |
Ansprache des Landrates Rolf Lindemann im Landkreis Oder-Spree:
Liebe
Bürgerinnen und Bürger,
Ich
hatte Ihnen zugesagt wesentliche Informationen möglichst frühzeitig
mit Ihnen zu teilen. ...
Mir
geht es darum, dass möglichst Viele auf dem aktuellen Stand sind,
weil wir uns alle nur dann zielgerichtet und gesundheitsbewusst im
öffentlichen Raum bewegen, Falschmeldungen erkennen können und
damit Verschwörungstheorien im Keim ersticken. Darüber hinaus
stärken wir auf diesem Wege den jetzt so wichtigen Bürgersinn.
Wir haben mit Stand 01. April
80 Fälle im Kreisgebiet mit den Schwerpunkten an der westlichen
Kreisgrenze im Bereich Schöneiche Woltersdorf mit 20 Fällen und am
östlichen Rand mit den Kommunen Eisenhüttenstadt und
Brieskow-Finkenherd mit 18 Personen. Vier Patienten sind im Moment in
Kliniken untergebracht ein schwerer Fall wird derzeit beatmet.
Nicht
verschweigen wollen wir eine hoffungsvoll stimmende Kennzahl. 19
Patienten haben die Infektionskrankheit im Landkreis Oder-Spree
inzwischen überwunden. Auch diese Zahlen werden parallel zur
Neuinfektion glücklicherweise steigen. Das darf uns aber nicht in
trügerischer Sicherheit wiegen.
Besondere
Aufmerksamkeit müssen wir auf die strikte Einhaltung der
angeordneten Schutzmaßnahmen für Gemeinschaftseinrichtungen
insbesondere für die Senioren und Pflegeheime aufwenden – hier
haben wir seit vorgestern einen Verdachtsfall im Landkreis zu klären.
Wir wollen deshalb alles Menschenmögliche unternehmen, um Bilder,
wie in Würzburg oder Wolfsburg zu vermeiden.
Ich
weiß, dieses Unterfangen stellt insbesondere die Mitarbeiter in der
Pflege, in den Behinderteneinrichtungen aber auch in den Kliniken
inzwischen vor ganz enorme Herausforderung, denn das Ende des
ausgesprochen ärgerlichen Beschaffungsengpasses bei Schutzausrüstung
und Masken ist gegenwärtig nicht absehbar.
Die
vor zwei Wochen von Bundesminister Span angekündigte Flutung mit
Masken ist bei uns leider bislang nicht angekommen. Wir lassen in
unserem Druck allerdings nicht nach. Darauf können Sie sich
verlassen.
Andererseits
dürfen wir als Verantwortliche vor diesem Mangel nicht kapitulieren.
Gute Ideen und Eigeninitiative sind jetzt gefragt, damit wir auch auf
niedrigerem Schutzstandard ohne leichtsinnige Eigengefährdung
weiterarbeiten können.
Ich
wende mich deshalb auch an die heimischen Unternehmen, soweit diese
Möglichkeiten sehen, den Gesundheitsbereich zu unterstützen mit den
Ärzten gemeinsam vertretbare Notlösungen zu entwickeln.
Aus
dem Lagebild müssen wir, wenn wir eine relativ gleichmäßige
Testung in unseren Testzentren Schöneiche, Storkow, Beeskow,
Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt unterstellen, die
Schlussfolgerung ziehen, dass ein urbaner Lebenszuschnitt und urbane
Lebensgewohnheiten mit hoher Mobilität und engen Kontakten auch im
Freizeitbereich ein dynamisches Ausbreitungsgeschehen hervorrufen.
Verhaltensmäßig
orientieren sollten wir uns deshalb, an dem traditionell
zurückgenommeneren Lebensstil, der den ländlichen Raum prägt.
Ärzte,
die die Testzentren betreiben, bestätigen diese Schlussfolgerung.
Sie schildern konkret die Ansteckungswege, die in erster Linie im
Familiären- und im Bekanntenbereich verlaufen –
unverständlicherweise finden hier offensichtlich immer noch
Geburtstagsfeiern und gesellige Runden statt, die in Einzelfällen
sogar ein polizeiliches Einschreiten erfordern. Insofern ist es
dringend angezeigt alle Formen von Geselligkeit für eine
Übergangszeit zu unterbinden.
Das
ist zwingend erforderlich, wenn wir uns den Aufwuchs der infizierten
Zahlen und der Verdachtsfälle in den letzten Tagen auch einmal im
Landesmaßstab vergegenwärtigen.
Leider
wird man durch die aktuellen Nachrichten auch immer wieder bestätigt.
Wir hören gerade, dass das Ernst von Bergmann Klinikum und weitere
Kliniken in Deutschland übergangsweise für Neuaufnahmen geschlossen
werden musste. Wir sehen also es bleibt ernst.
Deshalb
ist es unverständlich, dass insbesondere jüngere Leute immer noch
Anlass zu ordnungsbehördlichem und polizeilichem Einschreiten geben.
Dies war insbesondere am letzten Wochenende der Fall. Diesen
Zeitgenossen sei nochmals gesagt: Ihr Verhalten spielt mit der
Gesundheit und dem Leben ihrer Mitmenschen.
Wir
alle zahlen gegenwärtig einen hohen wirtschaftlichen Preis dafür,
dass wir möglichst wenige Opfer zu beklagen haben und jeder von uns
– jedes Menschenleben ist diese Anstrengung wert. Wir sehen es
deshalb nicht mehr ein, dass ignorante Deppen unsere mühevollen
Anstrengungen unterminieren.
Die
Schonfrist für das Einüben der neuen Verhaltensvorgaben
entsprechend der Eindämmungsverordnung ist beendet. Die Polizei und
auch die Ordnungsämter haben meiner Ordnungsbehörde die
Zwischenfälle des letzten Wochenendes gemeldet. Diese werden wir
jetzt mit empfindlichen Bußgeldern beantworten. Auch das erwartet
die ganz überwiegende Anzahl der Bürger, die sich sehr
verantwortungsvoll verhalten und damit dazu beitragen, dass die
einschneidenden Maßnahmen, die uns alle extrem belasten ihre Wirkung
nicht verfehlen.
Von
Bürgermeistern und Amtsdirektoren, in deren Verantwortungsbereich
insbesondere die freizeitlichen und touristischen Schwerpunkte im
Landkreis liegen bin ich informiert worden, dass das Verhalten von
Menschen, die am Wochenende aus den beengten Verhältnissen der Stadt
flüchten vor Ort zum Teil zu schwer handhabbaren Situationen und
Konflikten führte.
Diejenigen
die sich hier hemmungslos verhalten, sollten in Rechnung stellen,
dass das von der einheimischen Bevölkerung sehr kritisch beobachtet
wird und uns derartige Rücksichtslosigkeiten allesamt nicht
fröhlicher macht.
Wir
in Oder-Spree leben auch vom Tourismus. Insofern dürfen Gäste
gleich woher auch immer sie kommen mit einer grundsätzlichen
Aufgeschlossenheit rechnen. Wir haben auch nichts dagegen, dass sie
unsere Wälder zur Erholung und zum Sport nutzen – ganz im
Gegenteil. Aber bitte passen Sie Ihr Verhalten den gegebenen
Umständen an, halten Sie sich wie alle übrigen zurück.
Das
gilt insbesondere für den Wassersport. Dieser ist zwar grundsätzlich
erlaubt, allerdings nur in zurückgenommener Form, die die
Eindämmungsverordnung mit ihrer klaren Zielsetzung vorgibt.
Wir
können es deshalb nicht hinnehmen, dass über das Osterwochenende
die gesamte Freizeitflotte zu Wasser gelassen wird oder große
Motorboote den Scharmützelsee bevölkern.
Folgen
Sie der dringenden Empfehlung der Bundeskanzlerin und unseres
Ministerpräsidenten, die sozialen Kontakte auf das unbedingt
notwendige Minimum zu beschränken.
Wir
alle haben gemeinsam eine schwierige Phase zu durchleben und da gilt
nun einmal für Einheimische wie auch für Gäste, dass sie sich den
geltenden Regeln zu unterwerfen haben. Deshalb werden unsere
Ordnungsämter gemeinsam mit der Polizei gegen ein Freizeitverhalten,
das nicht dem Geist und dem Sinn der Eindämmungsverordnung
entspricht rigoros einschreiten. Zu diesem Zwecke wird der Landkreis
eine Allgemeinverfügung erlassen. In dieser werden die
Verhaltensmaßregeln der Eindämmungsverordnung nochmals
detaillierter für den Freizeitbereich präzisiert
In
diesem Sinne werden die Schleusen für touristische Zwecke
geschlossen. Ebenso werden Marinas und Slipanlagen voraussichtlich
bis zum 19.04.20 entsprechend der Kontaktbeschränkungen der
Eindämmungsverordnung stillgelegt.
Selbstverständlich
dürfen die Wasserstraßen für sportliche Betätigungen wie Rudern
oder Paddelausflüge genutzt werden, sofern dabei die Vorgaben der
Eindämmungsverordnung beachtet werden.
Es
gilt allerdings ein enger Sportbegriff, denn wir können nicht
einerseits das Joggen als Einzelpersonenveranstaltung vorschreiben,
sogar Kinderspielplätze schließen und andererseits Pulks von
Yachten über unserer Seen fahren lassen – zumal wir uns dann auch
der Möglichkeit begeben würden eine effektive Kontrolle der
Einhaltung der Eindämmungsverordnung sicher zu stellen.
Ich
bin mit den Bürgermeistern und Amtsdirektoren übereingekommen, dass
wir an den kommenden Wochenenden intensive Kontrollen auch mit
polizeilicher Begleitung durchführen werden. Wir werden auch
Parkplätze in ihrer Belegung limitieren bzw. sperren soweit die
Eindämmungsverordnung das geboten erscheinen lässt.
Wir
müssen in diesem Kontext zudem eine weitere Gefahrenquelle im Auge
behalten, die es zwingend erforderlich macht, Waldwege und
Waldrandstreifen von parkenden Autos freizuhalten, da wir in den
kommenden Tagen die Waldbrandstufe V erreichen könnten.
Soweit
zum aktuellen Geschehen. Ich werde Sie auch in den kommenden Tagen
weiter auf dem Laufenden halten. Unterstützen Sie uns bitte auch
weiterhin zu tatkräftig wie bisher.
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