Stellen Sie sich vor Sie dürfen die mächtigste Frau der Welt
interviewen und gehen hin im Pyjama-Look. Weil ProSieben kein vernünftiges
Nachrichtenmagazin hat, schickten Sie Stefan Raab, der ohne Krawatte kam und
sein gewohntes Hampelmann-Auftreten aufführte. Die BILD Zeitung jubelt, feiert
Raab als wahren Gewinner des TV-Duells.
Was hier Einige und insbesondere die Moderatoren nicht
verstanden haben: Es ging hier nicht um die Fragen sondern um Antworten. Es
ging nicht um die Moderatoren sondern um die Kontrahenten. Was Stefan Raab zu
sagen hat, im Bezug auf Politik, interessiert mich genauso wenig, als wenn in
China ein Sack Reis umfallen würde. Denn der einzige Grund für das TV-Duell
ist, den beiden Kontrahenten die Chance zu geben Wählerstimmen für sich zu
gewinnen. Mit guten Argumenten kann so kurz vor der Wahl noch der
Unentschlossene sich für eine der beiden Parteien entscheiden... oder auch
nicht. Insbesondere für Steinbrück war es die Chance seine schlechten Umfrageergebnisse
zu verbessern.
Raab verstand das Fairplay nicht und erzählte Steinbrück
immer wieder, dass er die Wahl eh nicht gewinnen wird, weil die
Umfrageergebnisse das bisher suggerieren. Erstens wissen wir aus Erfahrung,
dass die Umfragen keine große Aussagekraft haben, kurz vor der Wahl kann sich
alles nochmal ändern. Und zweitens interessiert es Niemanden, wer laut Stefan
Raab wohl das Rennen machen wird. Und so musste sich Steinbrück auch mehrmals
wiederholen, dass es eben die Wähler zu entscheiden haben und noch hat die Wahl
nicht stattgefunden. Guten Morgen, Herr Raab!
Jetzt müssen die Beiden einmal richtig ran genommen werden,
sie müssen Fragen bekommen, die sie ins Schwitzen bringen, sie sollen in
Verlegenheit gebracht werden, sie sollen ins straucheln kommen, sie sollen die
Fragen auf den Punkt beantworten, weil das Politiker bekanntlich nie machen,
richtig? Falsch!
Die Fragen hätten genauso gut an einem Teleprompter stehen
können. Schließlich geht es um Antworten und um Inhalte und nicht um einen
Peter Klöppel, der mit verschränkten Armen den Eindruck machte, als hätte er
keinen Bock auf das alles.
Die Strategie von Angela Merkel hätten die Moderatoren
spätestens nach der zweiten Frage begreifen müssen. Nachdem eine Frage an sie
gerichtet wurde, ging sie zuerst noch einmal auf das zuletzt Gesagte von
Steinbrück ein, um ihm das Schlusswort zu nehmen und nichts auf sich sitzen zu
lassen. Danach erklärte sie für die Zuschauer das Thema, um das es bei der
Frage ging im Großen und Ganzen, um danach gezielt auf die Frage zu antworten.
Die Moderatoren spielten jedoch sofort beleidigte Leberwurst und unterbrachen
sie wie ungezogene Kinder, sie solle doch auf die Frage antworten. Das Tat sie
und sie machte das hervorragend, doch sie musste immer wieder die Sätze
wiederholen, weil sie ständig unterbrochen wurde. Das machte das TV-Duell für
alle Beteiligten, insbesondere für die Zuschauer extrem anstrengend. Wenn man
wirklich vorhat den Gefragten vorzuführen, dann schafft man das viel besser
indem man ihn ausreden lässt, um ihm danach zu sagen, dass er auf die Frage
überhaupt nicht geantwortet hat.
Raabs Vorschlag an Steinbrück sympathischer zu sein damit er
ihn wählt, sagt im Grunde alles. Nur weil das TV-Duell aus den USA importiert
wurde, wird hier noch lange nicht der gutaussehende Kumpeltyp gewählt. Hier
werden in erster Hinsicht Parteien mit ihren Inhalten gewählt.
Und die Inhalte wurden von Merkel und Steinbrück sehr gut
präsentiert. Das Merkel, als mächtigste Frau der Welt mit Erfahrung als
Kanzlerin vorne liegt, war auch ohne TV-Duell klar.
TV-Duell verpasst? Hier die komplette Sendung ansehen:
TV-Duell verpasst? Hier die komplette Sendung ansehen:
Super Einschätzung!!!
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