2. September 2013

Das Moderationsdesaster beim TV-Duell


Stellen Sie sich vor Sie dürfen die mächtigste Frau der Welt interviewen und gehen hin im Pyjama-Look. Weil ProSieben kein vernünftiges Nachrichtenmagazin hat, schickten Sie Stefan Raab, der ohne Krawatte kam und sein gewohntes Hampelmann-Auftreten aufführte. Die BILD Zeitung jubelt, feiert Raab als wahren Gewinner des TV-Duells.

Was hier Einige und insbesondere die Moderatoren nicht verstanden haben: Es ging hier nicht um die Fragen sondern um Antworten. Es ging nicht um die Moderatoren sondern um die Kontrahenten. Was Stefan Raab zu sagen hat, im Bezug auf Politik, interessiert mich genauso wenig, als wenn in China ein Sack Reis umfallen würde. Denn der einzige Grund für das TV-Duell ist, den beiden Kontrahenten die Chance zu geben Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Mit guten Argumenten kann so kurz vor der Wahl noch der Unentschlossene sich für eine der beiden Parteien entscheiden... oder auch nicht. Insbesondere für Steinbrück war es die Chance seine schlechten Umfrageergebnisse zu verbessern.

Raab verstand das Fairplay nicht und erzählte Steinbrück immer wieder, dass er die Wahl eh nicht gewinnen wird, weil die Umfrageergebnisse das bisher suggerieren. Erstens wissen wir aus Erfahrung, dass die Umfragen keine große Aussagekraft haben, kurz vor der Wahl kann sich alles nochmal ändern. Und zweitens interessiert es Niemanden, wer laut Stefan Raab wohl das Rennen machen wird. Und so musste sich Steinbrück auch mehrmals wiederholen, dass es eben die Wähler zu entscheiden haben und noch hat die Wahl nicht stattgefunden. Guten Morgen, Herr Raab!

Jetzt müssen die Beiden einmal richtig ran genommen werden, sie müssen Fragen bekommen, die sie ins Schwitzen bringen, sie sollen in Verlegenheit gebracht werden, sie sollen ins straucheln kommen, sie sollen die Fragen auf den Punkt beantworten, weil das Politiker bekanntlich nie machen, richtig? Falsch!

Die Fragen hätten genauso gut an einem Teleprompter stehen können. Schließlich geht es um Antworten und um Inhalte und nicht um einen Peter Klöppel, der mit verschränkten Armen den Eindruck machte, als hätte er keinen Bock auf das alles.

Die Strategie von Angela Merkel hätten die Moderatoren spätestens nach der zweiten Frage begreifen müssen. Nachdem eine Frage an sie gerichtet wurde, ging sie zuerst noch einmal auf das zuletzt Gesagte von Steinbrück ein, um ihm das Schlusswort zu nehmen und nichts auf sich sitzen zu lassen. Danach erklärte sie für die Zuschauer das Thema, um das es bei der Frage ging im Großen und Ganzen, um danach gezielt auf die Frage zu antworten. Die Moderatoren spielten jedoch sofort beleidigte Leberwurst und unterbrachen sie wie ungezogene Kinder, sie solle doch auf die Frage antworten. Das Tat sie und sie machte das hervorragend, doch sie musste immer wieder die Sätze wiederholen, weil sie ständig unterbrochen wurde. Das machte das TV-Duell für alle Beteiligten, insbesondere für die Zuschauer extrem anstrengend. Wenn man wirklich vorhat den Gefragten vorzuführen, dann schafft man das viel besser indem man ihn ausreden lässt, um ihm danach zu sagen, dass er auf die Frage überhaupt nicht geantwortet hat.  

Raabs Vorschlag an Steinbrück sympathischer zu sein damit er ihn wählt, sagt im Grunde alles. Nur weil das TV-Duell aus den USA importiert wurde, wird hier noch lange nicht der gutaussehende Kumpeltyp gewählt. Hier werden in erster Hinsicht Parteien mit ihren Inhalten gewählt.

Und die Inhalte wurden von Merkel und Steinbrück sehr gut präsentiert. Das Merkel, als mächtigste Frau der Welt mit Erfahrung als Kanzlerin vorne liegt, war auch ohne TV-Duell klar.

TV-Duell verpasst? Hier die komplette Sendung ansehen:

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