20. Juli 2014

„Subventionierung ist das falsche Wort.“ Ein Besuch bei einem Landwirt in Oder-Spree

Herr Meise, Seniorchef



BUCHHOLZ - Am 16. Juli 2014 besuchte der Naturschutzbeirat des Landkreises Oder-Spree die Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH Buchholz in der Gemeinde Steinhöfel.

Die agrafrisch Gruppe bewirtschaftet mit 40 Mitarbeitern insgesamt 3.450 Hektar. Sie hält 720 Milchkühe, 22.000 Legehennen in Bodenhaltung und 470 Jungrinder. Es handelt sich somit um einen klassischen konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb, der laut eigener Aussage „nachhaltig“ wirtschaftet. Dieser Aussage wollte der Naturschutzbeirat auf den Grund gehen und erhielt vom Seniorchef Herrn Meise eine Führung durch den Betrieb im Steinhöfeler Ortsteil Buchholz.

Während die Kühe zu DDR-Zeiten noch 2.000 Liter Milch pro Jahr gaben, gelten heutzutage 9.000 Liter pro Jahr als Norm. Doch züchterisch ist bei 10.000 Litern Schluss, irgendwann gibt es eine Verantwortung für das Wohl der Tiere, so Meise.

Zudem werden in dem Betrieb Rinder, die zum ersten Mal gebären, absichtlich von Bullen besamt, die kleine Kälber produzieren, so dass der Körper sich erst einmal auf die kommenden Geburten vorbereiten kann. Nach der Geburt gibt die Kuh 300 Tage lang Milch, danach muss sie erneut ein Kalb bekommen.

Die Nachhaltigkeit des Betriebes begründet sich aus der eigenen Biogasanlage, die sich direkt neben den Stallungen befindet. Sie wird mit der gesamten Rindergülle und dem Stallmist der Tiere verstromt. Der Gärrest wird als Dünger genutzt. Durch die Anlage sind neue Arbeitsplätze entstanden. Es muss kein Mais in Monokultur angebaut werden, da genügend Gülle anfällt. Der Betrieb kann somit weiterhin in Fruchtfolgen arbeiten.

Der Familienbetrieb, dessen Tradition einer der Söhne weiterführen wird, ist gegen die geplante Hähnchenmastanlage in Steinhöfel: Weniger aus Konkurrenzgedanken sondern vor allem weil es sich um einen holländischen Betreiber handelt, dessen erwirtschaftetes Geld nicht in der Region bleibt.

Zum Thema Fördergelder äußerte sich Herr Meise mit „’Subventionierung’ das falsche Wort. Landwirte erhalten ‚Ausgleichszahlungen’ damit Lebensmittel auf dem Markt unter ihrem Wert verkauft werden.“ Aus seiner Sicht könnte der Liter Milch 1 Euro kosten, „Solange Mineralwasser teurer ist als Milch, stimmt politisch was nicht.“

Der Betrieb kauft importiertes Sojafuttermittel ein, das üblicherweise gentechnisch verändert ist, aber ein Verzicht auf dieses Futtermittel würde dazu führen, dass die Milchproduktion um 40 % sinkt, so dass der Liter Milch dann 3 Euro kosten müsste. „Immer mehr, immer mehr, immer billiger, das ist die heutige Hysterie.“, so Meise. Die Nitrifizierung des Grundwassers stellt auch in dieser Region ein großes Problem dar.

Was Herr Meise politisch verändern würde, fragte ihn der Naturschutzbeirat. „Ich würde der Landwirtschaft ein besseres Image in der Gesellschaft geben. Wir haben keine Lobby, dabei sind wir ganz normale Leute. Wir sind ein Familienbetrieb der versucht ökonomisch, sozial verträglich und umweltschonend zu arbeiten.“

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Zwei Ohrmarken sind Pflicht, aber sie sind zuviel, da sie die Verletzungsgefahr erhöhen. Herr Meise spricht sich für eine Chipkennzeichnung aus, so wie sie bei anderen Haustieren, wie Hunden und Katzen bereits üblich ist.

Funktioniert wie eine Autowaschanlage. Die Bürste dreht sich ständig automatisch. Die Kühe fühlen sich etwas wohler und geben dadurch über ein Liter mehr Milch am Tag.


Iglu-Haltung

Biogasanlage

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