Herr Meise, Seniorchef |
BUCHHOLZ - Am 16. Juli 2014 besuchte der Naturschutzbeirat
des Landkreises Oder-Spree die Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH Buchholz in der
Gemeinde Steinhöfel.
Die agrafrisch Gruppe bewirtschaftet mit 40 Mitarbeitern
insgesamt 3.450 Hektar. Sie hält 720 Milchkühe, 22.000 Legehennen in
Bodenhaltung und 470 Jungrinder. Es handelt sich somit um einen klassischen
konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb, der laut eigener Aussage
„nachhaltig“ wirtschaftet. Dieser Aussage wollte der Naturschutzbeirat auf den
Grund gehen und erhielt vom Seniorchef Herrn Meise eine Führung durch den
Betrieb im Steinhöfeler Ortsteil Buchholz.
Während die Kühe zu DDR-Zeiten noch 2.000 Liter Milch pro Jahr
gaben, gelten heutzutage 9.000 Liter pro Jahr als Norm. Doch züchterisch ist bei
10.000 Litern Schluss, irgendwann gibt es eine Verantwortung für das Wohl der
Tiere, so Meise.
Zudem werden in dem Betrieb Rinder, die zum ersten Mal
gebären, absichtlich von Bullen besamt, die kleine Kälber produzieren, so dass
der Körper sich erst einmal auf die kommenden Geburten vorbereiten kann. Nach
der Geburt gibt die Kuh 300 Tage lang Milch, danach muss sie erneut ein Kalb
bekommen.
Die Nachhaltigkeit des Betriebes begründet sich aus der
eigenen Biogasanlage, die sich direkt neben den Stallungen befindet. Sie wird
mit der gesamten Rindergülle und dem Stallmist der Tiere verstromt. Der Gärrest
wird als Dünger genutzt. Durch die Anlage sind neue Arbeitsplätze entstanden.
Es muss kein Mais in Monokultur angebaut werden, da genügend Gülle anfällt. Der
Betrieb kann somit weiterhin in Fruchtfolgen arbeiten.
Der Familienbetrieb, dessen Tradition einer der Söhne
weiterführen wird, ist gegen die geplante Hähnchenmastanlage in Steinhöfel:
Weniger aus Konkurrenzgedanken sondern vor allem weil es sich um einen
holländischen Betreiber handelt, dessen erwirtschaftetes Geld nicht in der
Region bleibt.
Zum Thema Fördergelder äußerte sich Herr Meise mit „’Subventionierung’
das falsche Wort. Landwirte erhalten ‚Ausgleichszahlungen’ damit Lebensmittel
auf dem Markt unter ihrem Wert verkauft werden.“ Aus seiner Sicht könnte der
Liter Milch 1 Euro kosten, „Solange Mineralwasser teurer ist als Milch, stimmt
politisch was nicht.“
Der Betrieb kauft importiertes Sojafuttermittel ein, das
üblicherweise gentechnisch verändert ist, aber ein Verzicht auf dieses
Futtermittel würde dazu führen, dass die Milchproduktion um 40 % sinkt, so dass
der Liter Milch dann 3 Euro kosten müsste. „Immer mehr, immer mehr, immer
billiger, das ist die heutige Hysterie.“, so Meise. Die Nitrifizierung des
Grundwassers stellt auch in dieser Region ein großes Problem dar.
Was Herr Meise politisch verändern würde, fragte ihn der
Naturschutzbeirat. „Ich würde der Landwirtschaft ein besseres Image in der
Gesellschaft geben. Wir haben keine Lobby, dabei sind wir ganz normale Leute.
Wir sind ein Familienbetrieb der versucht ökonomisch, sozial verträglich und
umweltschonend zu arbeiten.“
Zum Weiterlesen:
Funktioniert wie eine Autowaschanlage. Die Bürste dreht sich ständig automatisch. Die Kühe fühlen sich etwas wohler und geben dadurch über ein Liter mehr Milch am Tag. |
Iglu-Haltung |
Biogasanlage |
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