Die Sorge vor einer zukünftigen Verockerung des Spreewaldes ist gegenwärtig. Foto: Aktionsbündnis "Klare Spree" |
Wie wir die Fehler unserer Vorfahren ausbügeln müssen und trotzdem nicht daraus lernen
Wie oft haben wir den Satz schon gehört „Für die nächste
Generation.“ Dabei reden wir von unseren eigenen Kindern und Enkelkindern und
wiederum deren Kinder und Enkelkinder. Also quasi von der Zukunft. Förster
spüren die Generationen bei der täglichen Arbeit: Sie profitieren von den
Bäumen, die die Vorfahren gepflanzt haben und investieren selbst in
Jungpflanzen, die sie in ihrem Leben nicht mehr fällen werden.
Die größte Motivation im Umwelt- und Naturschutz besteht
immer aus dem Wunsch, der nächsten Generation eine lebenswerte Welt zu
hinterlassen. Aber während wir noch davon reden, ist unsere jetzige Welt schon
nicht mehr so lebenswert, wie sie sein könnte. Wir haben von unseren Großeltern
eine Natur geerbt, die wir nun wieder reparieren und dafür auch noch eine Menge
Geld investieren müssen.
Hier ein Beispiel:
Die südlichen Zuflüsse der Spree zum Spreewald sind braun.
Dabei handelt es sich um eine Verockerung, also eine Belastung durch
Eisenhydroxid, welche durch den ehemaligen Braunkohlebergbau im Freistaat
Sachsen hervorgerufen wird.
Mit dem üblichen Anstieg des Grundwassers nach der
Stilllegung vom Bergbau wurde zwar gerechnet, aber nicht in diesem Maße. Hohe
Niederschlagsmengen im Jahr 2010 führten zu dieser ökologischen Katastrophe:
Eisen und Sulfate gelangen in die Zuflüsse und färben das Wasser braun.
Betroffen sind vor allem das Greifenhainer Fließ, das Vetschauer Mühlenfließ,
das Göritzer Mühlenfließ und die Wudritz. Südliche Randbereiche des
Oberspreewaldes, wie zum Beispiel der Radduscher Kahnhafen, der Ragower
Kahnhafen und der Südumfluter sind braun. Die Angst, dass der Spreewald, als
Biosphärenreservat und touristisch wichtiges Gebiet, von der Ockerlast etwas
abbekommt ist groß. Schnell reagierte der Freistaat Sachsen als Quellgebiet der
Verockerung mit Maßnahmen. 9 Mio. Euro wird das Sofortprogramm zum Schutz des
Spreewaldes und zur Sanierung der betroffenen Gewässer kosten. Finanziert wird
es aus Steuergeldern, da der Bergbau zu DDR-Zeiten stattfand, welches der
heutige Staat geerbt hat.
Die Fisch- und Krebsfauna ist in den betroffenen Gewässern
erloschen. Die Täler versumpfen. Die Wiesen versauern. Der Tourismus ist
bedroht. Fischfressende Vögel und Säugetiere verschwinden.
Schnell wurde die Grubenwasserreinigungsanlage in Vetschau
reaktiviert, Abfangmaßnahmen an Barrieren wurden eingerichtet, Schlammberäumung
und Instandsetzung von Durchlässen und Untergrundwasserbehandlungen fanden
statt. Zahlreiche Maßnahmen können mit „Gefahr im Verzug“ begründet werden.
Das Problem dabei ist, dass die Verockerung nicht von heute
auf morgen beseitigt werden kann. Mindestens 50 Jahre wird es dauern,
wahrscheinlich sogar länger, bis die Gewässer keine Ockerlast mehr aufweisen.
Vermutlich werden wir dies aber nicht mehr erleben. Bis dahin müssen alle
Maßnahmen weiter laufen und verursachen den Steuerzahlern Kosten. Es wird Fälle
geben in denen der Naturschutz mit Maßnahmen kollidieren kann, wenn zum
Beispiel neue Gewässer angelegt werden müssen. Sauberes Wasser wird jedoch
immer Priorität haben.
Wenn man die Gewinne aus der Braunkohle, die zu DDR Zeiten
gemacht wurden in D-Mark und dann in Euro umrechnet und dann mit den Kosten
vergleicht, die durch die Wiedergutmachungsmaßnahmen in den nächsten
Jahrzehnten entstehen werden, kommt man vermutlich auf ein Verlustgeschäft.
Statistiken hierzu gibt es nicht. Die Umweltschäden, die durch Braunkohle
verursacht werden, kann man kaum mit Geld aufwiegen. Der Versuch den CO2
Ausstoß zu verringern kann mit Braunkohle nicht gelingen. Die unterirdische
Abscheidung des CO2 wird weder von der Politik noch von der Bevölkerung
unterstützt. Es erinnert an eine Verschiebung des Problems, ähnlich der
Problematik von Atommüll-Endlagern.
Bei Braunkohle kann und darf nicht länger von „billiger
Energie“ gesprochen werden.
Wir haben nun zwei Optionen:
ENTWEDER
wir entnehmen dem Boden alle Braunkohlereserven, die noch
vorhanden sind. Selbst wenn dies nicht notwendig ist, da erneuerbare Energien
nach dem Atomausstieg bereits in dem Maße genutzt werden, dass es zu keinen
Engpässen kommen wird. Dörferumsiedlung, Flächenverbrauch und das Ausbügeln von
ökologischen Katastrophen versucht man einzukalkulieren. Der CO2 Verbrauch kann
nicht verringert werden. In circa 220 Jahren hat Deutschland bei konstanter Förderung
seine Ressourcen aufgebraucht. Bis dahin heißt es: Die kommenden Generationen
können die entstehenden und unkalkulierbaren Probleme ausbügeln. Mit anderen
Worten: Nach uns die Sintflut. Aber die Sintflut wird braun sein.
ODER
wir verabschieden uns selbstbewusst von der Braunkohle und
wenden uns den erneuerbaren Energien zu, welche noch viel Forschungspotential
aufweisen und verbesserungswürdig sind. Lobbyisten von Vattenfall & Co.
schicken wir nach Hause, solange sie uns etwas von Braunkohle erzählen und
dabei mit Euro-Zeichen in den Augen klimpern. Wir konzentrieren uns auf unsere
Bedürfnisse: Sauberes Wasser, saubere Luft, saubere Böden. Unsere derzeitigen
Probleme das Artensterben zu stoppen und die Klimaerwärmung aufzuhalten
beweisen uns, dass das Zeitalter der fossilen Brennstoffe beendet werden muss,
noch bevor die Ressourcen aufgebraucht werden. Den nächsten Generationen
zuliebe. Aber diesmal wirklich!
Text: Anja Grabs
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