Auch Straßenbäume und Bäume in Parks benötigen ihr eigenes Laub als Langzeitdünger. (Foto: StevenW.) |
Im Herbst besitzen Bäume die unglaubliche Frechheit ihre
Blätter abzuwerfen und die Menschen damit unnötig zu schikanieren, die sich nun
genötigt fühlen nichts, aber auch gar nichts, zu unterlassen, um den Feind „das
Laub“ zu beseitigen.
Denn das Statussymbol Garten erlebt nun seinen zweiten
Höhepunkt im Jahr. Nachdem der englische Rasen auf deutschem Boden täglich
gemäht wurde und jedes Kleeblatt, selbst wenn es vierblättrig war, per Pinzette
entfernt und missmutig zerstört wurde, muss nach dem Feind „das Unkraut“ nun
das Laub beseitigt werden. Je kleiner der Garten, desto größer erscheint jedes
unerwünschte Laubblatt.
Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, um nun Laubsäcke aus Plastik zu besorgen. Eine Urlaubswoche in den Herbst verlegt hilft den Gärtner nun,
seine Arbeitswoche einzutauschen in eine Woche mit mindestens 50 Arbeitsstunden
der Laubentsorgung. Die Gemeinden sind überfordert mit der Bestellung der Plastiklaubsäcke, denn wieviel Laub die Bäume jedes Jahr abwerfen und wieviele Säcke
von den Bürgern abgeholt werden, ist nicht planbar. Und wie man Nachfrage im
voraus plant, haben die Ostdeutschen mittlerweile verlernt (oder noch nie
beherrscht). Bestellt die Gemeinde also Laubsäcke entweder zu spät oder gar
nicht oder gehen ihr die Plastiklaubsäcke aus, ist das Drama bei den Bürgern
vorprogrammiert. Bis in den ganzen Winter hinein wird sich nun aus den
Gästereihen der Gemeindevertretersitzungen über die Laubsäcke aufgeregt. Und
wann werden die vollen Säcke eigentlich abgeholt? Das sind alles Fragen, die
immer wieder gestellt werden und somit zu den beliebten Dauerbrennern gehören.
Im demografischen Wandel passiert es immer wieder, dass der
erfolgreiche Mittelstand aufs Land zieht, um seiner Karriere einen grünen
Feierabend bieten zu können. Es kommt immer wieder vor, dass der neue
Grundstücksbesitzer und Gartenneuling selbst jahrhundertealte Baumriesen
illegal fällen lässt. Die Angst vor der Laub-Wildnis kann lähmend sein. Auf die
Entsorgung von Laub hat Niemand Lust.
Aber Halt! Muss man denn Laub überhaupt entsorgen?
Aber Halt! Muss man denn Laub überhaupt entsorgen?
Seit über fünf Jahrzehnten versucht der Mensch die Natur zu
beherrschen. Er bietet ihr die Stirn indem er alle natürlichen Abläufe
unterbindet. Begleitet wird diese Unnatürlichkeit mit einer großen Angst vor Wildnis.
Denn wenn das Laub in der Natur liegen bleibt, was passiert dann eigentlich?
Die Folgen möchte man sich gar nicht erst ausmalen. Dafür hat man sich aber
viele Erklärungen ausgedacht. Zum Beispiel dass es bestimmte Laubarten gibt
„die nie verrotten.“ Den Satz „Laub vom Baum XY verrottet nie.“, habe ich schon
sehr oft gehört. Dabei kann ich jedem Gärtner versichern, dass alle Laubarten
verrotten. Es ist nur eine Frage der Zeit. Es kann ganz sicher ausgesagt
werden, dass jedes Laub früher oder später verrottet. Zeit jedoch ist ein
Luxus, den der Gärtner der Natur nicht einräumen will, deshalb besorgt er sich
auch Schnellkompost und schnell wachsende Bäume.
Liebe Gärtner, fahren Sie im Herbst in den Urlaub! Lassen
Sie das Laub liegen! Bäume und Sträucher brauchen es als Langzeitdünger! Laub
zu beseitigen, um es dann mit gekauftem Rindenmulch zu ersetzen ist eine
kostspielige Absurdität! Bäume können nur dann ihr Höchstalter erreichen, wenn
ihr eigenes Laub an Ort und Stelle liegen bleibt! Seien Sie mutig, bieten Sie
nicht der Natur die Stirn sondern leben Sie mit ihr und beobachten Sie den
Kreislauf. Laub bietet Igeln und Insekten eine Möglichkeit der Überwinterung.
Es stellt einen eigenen Lebensraum dar, der Nahrung für zahlreiche
Mikroorganismen darstellt. Diese wandeln ihn in Humus um: Ein
nährstoffreicher Bestandteil des Mutterbodens, der im Garten allseits beliebt
ist. Wenn Ihre Angst vor bösen Nachbarsblicken dennoch überwiegt (denn die
Angst als „fauler Gärtner“ abgestempelt zu werden, kann Einem schlaflose Nächte
bereiten), dann greifen Sie trotzdem nicht zu Laubsäcken sondern verfrachten
Sie das Laub unter die Hecke, wo es nun in Ruhe verrotten kann. Oder legen Sie
einen Laubhaufen an (Besuch vom Igel nicht ausgeschlossen). Oder fügen Sie das
Laub ihrem Kompost hinzu. Denken Sie daran: Früher oder später wird es
verrotten. Geben Sie der Natur Zeit! Und geben Sie vor allem sich selbst im
Herbst eine Auszeit!
Glosse up for what?
Glosse up for what?
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