15. Juli 2015

Die Pflege von Rosskastanien

Blätter der Rosskastanie, geschädigt durch die Kastanienminiermotte
(Foto: Achim Raschka)


Am 14. Juli 2015 wurde ich als Naturschutzhelferin in die Karl-Liebknecht-Straße in Neu Zittau gerufen, um die Baumpflege einer Gewöhnlichen Rosskastanie zu besprechen.

In der Straße wurden Gewöhnliche Rosskastanien vor circa 170 Jahren als Alleebäume gepflanzt.

Die Art gilt als Neophyt, da sie in Südosteuropa beheimatet ist.

Die Kastanien sind von der Rosskastanienminiermotte befallen, weshalb die Anwohner richtigerweise das Laub regelmäßig entsorgen.

Die Rosskastanienminiermotte führt nicht zum Absterben der Bäume. Allerdings sehen die Bäume bereits im Sommer wie „Herbstbäume“ aus, da die Blätter frühzeitig braun werden und abfallen sowie stark befallene Bäume deutlich kleinere Früchte aufweisen. Es existieren noch keine Langzeiterkenntnisse, da sich die Rosskastanienminiermotte erst in den 1990er Jahren in ganz Europa rasant ausgebreitet hat. Es ist aber davon auszugehen, dass die Bäume von ihr geschwächt werden und vermutlich nicht in der Lage sind ihr mögliches Höchstalter von 300 Jahren zu erreichen. 

Falls Sie eine Rosskastanie direkt vor Ihrer Haustür zu stehen haben, empfehle ich folgende Pflegemaßnahmen:

Laubentfernung
Das Laub sollte ganzjährig entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden. Eine Kompostierung im Garten reicht nicht aus, da das Laub verrottet, während die Puppen jedoch weiterleben. An heruntergefallenen Blättern sitzen die Larven, die sich bereits nach 2-3 Tagen in den Boden verkriechen und dort überwintern.

Meisenkasten
Das Aufhängen von Meisenkästen in der Nähe oder an Kastanien führt zu einer Förderung von Blau- und Kohlmeisen, die zu bestimmten Zeiten in größeren Trupps Blatt für Blatt nach Miniermotten absuchen und vertilgen. An solchen Bäumen fällt nur der untere Teil der Blätter vor dem Herbst ab.

Hainbuchenhecke
Ich empfehle grundsätzlich das Austauschen von Thujahecken oder anderen fremdländischen Sträuchern mit einheimischen Heckenpflanzen. Hainbuchenhecken (Carpinus betulus) bieten der hier vorkommenden Südlichen Eichenschrecke einen Lebensraum, welche ganz gezielt die Minen der Kastanienblätter aufbeißt und Larven und Puppen frisst.

Neupflanzung
Ich empfehle auf die Neupflanzung von Rosskastanien zu verzichten und stattdessen einheimische Baumarten zu verwenden.

Zum Weiterlesen

9. Juli 2015

Flüchtling aus Verzweiflung aus dem Fenster gesprungen

von Willkommen in Oberhavel

HENNIGSDORF - Am Morgen des 8. Juli sprang ein Flüchtling im Übergangswohnheim Stolpe-Süd in Hennigsdorf aus dem Fenster des 2. Stocks. Zunächst lag er auf der Intensivstation eines Berliner Krankenhauses, konnte jetzt aber glücklicherweise auf eine andere Station verlegt werden. 

Ein Mitbewohner berichtet, dass der Verzweifelte vor seinem Haus einen Polizeiwagen habe halten sehen. Aus Angst vor einer Abschiebung habe er panikartig sein Zimmer verlassen. Er habe mehrfach gesagt, dass er sich eher umbringen würde als abgeschoben zu werden. Bereits dreimal zuvor sei die Polizei gekommen, um ihn abzuholen, zuletzt am 22. Juni um 4 Uhr morgens. Und dies, obwohl nach Aussagen der Rechtsanwältin die Frist für eine Abschiebung nach Spanien Anfang Juni dieses Jahres abgelaufen sei. Mit solchen unrechtmäßigen Aktionen nimmt die Ausländerbehörde in Kauf, dass Menschen aus Verzweiflung ihr Leben aufs Spiel setzen. Darüber hinaus versetzt die permanente Polizeipräsenz die zum Teil traumatisierten Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft unnötig in Angst und Panik und steht in eklatantem Widerspruch zu einer Willkommenskultur, die viele Engagierte in Hennigsdorf aufzubauen versuchen. 

Wir kennen den Schwerverletzten als einen ruhigen Menschen. Er kommt regelmäßig zum Deutschunterricht, zu den monatlichen Treffen der Initiative "Willkommen in Oberhavel" und besucht den Gottesdienst der örtlichen Kirchengemeinde. Kürzlich hat sich eine mögliche berufliche Perspektive für ihn aufgetan. Aber in den letzten Wochen lebte er in großer Angst vor einer Abschiebung nach dem Dublin-Verfahren. 

Das Dublin-Verfahren, auf das sich die europäischen Länder geeinigt haben, sieht vor, dass Asylsuchende in dem Land Asyl beantragen müssen, in dem sie zuerst Fuß auf den europäischen Kontinent gesetzt haben. Dies führt dazu, dass Flüchtlinge in großer Unsicherheit leben und jahrelang von Land zu Land umherirren müssen. In Ländern wie Polen, Ungarn, Bulgarien und der Slowakei müssen sie Inhaftierungen, rassistische Übergriffe und soziales Elend fürchten, in Ländern wie Italien und Spanien ein Leben auf der Straße ohne jegliche soziale Absicherung. Deshalb wird das Verfahren von vielen Menschen, Hilfsorganisationen und Kirchen kritisiert: das Dublin-Verfahren zerstört Menschenleben. Menschen sind keine Objekte, die man beliebig hin- und herschieben darf. Das Dublin-Verfahren muss außer Kraft gesetzt werden - sofort.