23. April 2021

Wie schützen wir Wildbienen?

 

Schlafende Männchen am Roggen, Sechsbindige Furchenbiene (Halictus sextinctus)
(Foto: pd/NABU)


von Anja Grabs 

Warum ist es wichtig Wildbienen zu schützen?
Wildbienen sind die wichtigste Tierart für das Überleben der Menschheit. Ohne Wildbienen gibt es nicht genug Bestäubung für unser Obst und Gemüse. Wir sind also indirekt vollkommen abhängig von Wildbienen. 

Was ist der genaue Unterschied zwischen Wildbienen und Honigbienen?
Wildbienen sind Wildtiere. Es gibt hunderte Arten, viele davon sind körperlich sehr klein und kaum zu erkennen. Zu den Wildbienen gehören auch Hummeln. Honigbienen werden hingegen von Imkern gehalten und sind Haustiere. Honigbienen schaffen es nicht ohne die Hilfe von Menschen in der Natur zu überleben. Sie sind auch nicht in der Lage, die Natur ausreichend zu bestäuben - dafür benötigen wir die wilden Arten.

Wie kann man Wildbienen helfen?
Das ist ganz einfach. Man mäht seine Rasenfläche nur noch einmal im Jahr, nach dem 1. September und räumt das Mähgut ab. Das Mähgut kann kompostiert werden oder man kann damit seine Hecken, Beete und Bäume mulchen.  So wird die Wiesenfläche jedes Jahr mehr abgemagert. Wildblumen benötigen einen nährstoffarmen Boden. Daher darf die Fläche auch nicht mehr gedüngt oder vertikutiert werden. Wichtig zu wissen ist, dass kein Saatgut eingebracht werden muss. Tiere und Wind bringen es alleine auf die Fläche. Zumal der Boden ohne unser Zutun dauerhaft voll mit Saatgut "geimpft" ist, das nur darauf wartet, aufgehen zu dürfen. Trampelpfade durch die Wiese machen sie noch erlebbarer und helfen den Wildbienenarten, die im Boden nisten - das sind ungefähr drei Viertel der Arten. Leere Schneckenhäuser nicht aus dem Garten wegräumen, sondern an Ort und Stelle einfach liegen lassen, auch diese werden für seltene Wildbienenarten zum Nisten genutzt. 

Wie wichtig sind sogenannte Insektenhotels?
Für den Artenschutz spielen sie überhaupt keine Rolle, da sie nur von häufigen Kulturfolgern, wie zum Beispiel Mauerbienen, besiedelt werden. Um Wildbienen zu schützen sind Blumenwiesen viel wichtiger. Insektenhotels eignen sich auf dem Balkon oder der Terrasse, an Schulen oder Kindergärten für die Naturbeobachtung und Umweltbildung, nicht aber um seltene Arten vor dem Aussterben zu bewahren. 

Wenn der Wildbienenschutz so wichtig ist, warum sehen wir keine Wildblumenwiesen in jedem Vorgarten? 
Der kurzgemähte Rasen gilt als Statussymbol eines Gärtners. Wer es schafft nach Feierabend oder am Wochenende mindestens einmal die Woche den Rasen zu mähen, der hat sein Leben im Griff, bei ihm ist alles in Ordnung. Eine bunte Wiese jedoch sieht chaotisch aus und viele fragen sich, warum hier nicht gemäht wird und warum das so unordentlich aussieht. Wer Hemmungen hat seinen Rasen wachsen zu lassen, kann hier mit einem Hinweisschild Abhilfe schaffen auf dem so etwas steht wie: "Hier blüht es für Wildbienen, Schmetterlinge & Co!" Es gehört manchmal ein bisschen Mut dazu, es so ganz anders zu machen, als die Nachbarn. Aber diejenigen werden dann auch mit Bienen und zahlreichen Schmetterlingen belohnt. 

9. April 2021

Erneut Heckenrodungen während der Brutzeit am OSZ Palmnicken

Keine fachgerechten Gehölzschnitte am OSZ Palmnicken
(Foto: E. Goldmund)

FÜRSTENWALDE - Schon wieder wurden Hecken inmitten der Brutschutzzeit am Campus Palmnicken nahe Fürstenwalde gerodet. Die Kreistagsfraktion fordert Aufklärung.

Wie schon im vergangenen Mai, wurden auch dieses Jahr, am 25. März, Hecken rund um den Schulcampus Palmnicken gerodet. Während der Brutzeit sind solche Rodungen laut Paragraph 39 des brandenburgischen Naturschutzgesetzes illegal.

Große alte Fliederhecken wurden runtergeschnitten, wodurch vom ursprünglichen kleinen Waldstück nicht mehr viel übriggeblieben ist. Schon seit mehreren Jahren wurden Ulme, Haselnuss und Kornelkirsche gefällt. Aus dem ehemaligen Waldstück mit Artenvielfalt ist nun eine Art englischer Park geworden. Der Vogel- und Artenschutz wurde hier mit Füßen getreten.

Schon im vergangenen Jahr gab es zu diesem Thema einen gemeinsamen Dialog zwischen der grünen Stadtfraktion in Fürstenwalde, der grünen Kreistagsfraktion und der Kreisverwaltung. Man gab sich damals einsichtig, einen Fehler begangen zu haben. Leider entsprechen die damals zugesagten Kompensationsmaßnahmen nicht dem, was nötig gewesen wäre, wie zum Beispiel Fledermausnistkästen bzw. Möglichkeiten zum Vögelbrüten.

Es gab ein Einvernehmen, den grünen Schutzstreifen in Ruhe zu lassen. Trotzdem sind dieses Jahr alle Hecken erneut radikal runter geschnitten worden.

In einer Kleinen Anfrage hat Fraktionschefin Anja Grabs nun die Verwaltung um eine Aufklärung der Vorgehensweise gebeten. Außerdem hat sie vorgeschlagen, die Rasenflächen auf dem Schulcampus nur noch einmal im Jahr zu mähen. Der Rasenschnitt könnte kompostiert oder zur nächsten Biogasanlage gebracht werden. Grabs: „Durch das Abräumen der Mahd wird der Boden jedes Jahr mehr und mehr abgemagert, so dass mittelfristig eine hohe Artenvielfalt an Wiesenblumen erreicht werden kann. Ein Ausbringen von Saatgut ist nicht notwendig. Allein aus ökonomischer Sicht ist dieses Vorhaben dringend anzuraten.“

Laut Grabs wurden in den vergangenen Jahren wiederholt riesige Flächen mit großem Einsatz von Personal, Ressourcen und Lärmverursachung andauernd gemäht. Grabs: „In Anbetracht der schwindenden Artenvielfalt, vor allem im Hinblick auf Wildbienen, machen diese andauernden Mäharbeiten, in der heutigen Zeit, überhaupt keinen Sinn. Der Campus Palmnicken könnte sogar zum Vorzeigeobjekt werden, wenn man sich hier auf den Wildbienenschutz konzentrieren würde.“

In einer Reaktion auf die Anfrage der grünen Fraktion antwortete Sascha Gehm, erster Beigeordneter des Landkreises, dass es laut Gesetz zwar verboten ist, bestimmte Bäume, und Hecken während der Brutzeit abzuschneiden oder zu beseitigen. Gehm: „Zulässig sind dagegen schonende Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen.“

Gehm meldete aber auch, dass die Beschwerde der bündnisgrünen Fraktion an die Untere Naturschutzbehörde übergeben wurde, „um zu untersuchen, um welche Art Schnitte es sich handelte“. Gehm: „Aus den mir vorliegenden Fotos ist zu ersehen, dass die sehr lichten Büsche noch keine Blätter trugen; Nester von Vögeln o.ä. also zu sehen gewesen wären. Aufgrund dessen wird die Fläche zeitnah durch Mitarbeiter der UNB begangen, um den Sachverhalt zu ermitteln.“

Gehm sicherte außerdem zu, den Vorschlag der Fraktion zur Grünflächenpflege prüfen zu lassen. Ausgehend von einer Initiative von Schülerinnen und Schülern des OSZ soll die Gestaltung und Pflege der Grünflächen auf dem Campus insgesamt nachhaltiger gestaltet werden.