9. April 2021

Erneut Heckenrodungen während der Brutzeit am OSZ Palmnicken

Keine fachgerechten Gehölzschnitte am OSZ Palmnicken
(Foto: E. Goldmund)

FÜRSTENWALDE - Schon wieder wurden Hecken inmitten der Brutschutzzeit am Campus Palmnicken nahe Fürstenwalde gerodet. Die Kreistagsfraktion fordert Aufklärung.

Wie schon im vergangenen Mai, wurden auch dieses Jahr, am 25. März, Hecken rund um den Schulcampus Palmnicken gerodet. Während der Brutzeit sind solche Rodungen laut Paragraph 39 des brandenburgischen Naturschutzgesetzes illegal.

Große alte Fliederhecken wurden runtergeschnitten, wodurch vom ursprünglichen kleinen Waldstück nicht mehr viel übriggeblieben ist. Schon seit mehreren Jahren wurden Ulme, Haselnuss und Kornelkirsche gefällt. Aus dem ehemaligen Waldstück mit Artenvielfalt ist nun eine Art englischer Park geworden. Der Vogel- und Artenschutz wurde hier mit Füßen getreten.

Schon im vergangenen Jahr gab es zu diesem Thema einen gemeinsamen Dialog zwischen der grünen Stadtfraktion in Fürstenwalde, der grünen Kreistagsfraktion und der Kreisverwaltung. Man gab sich damals einsichtig, einen Fehler begangen zu haben. Leider entsprechen die damals zugesagten Kompensationsmaßnahmen nicht dem, was nötig gewesen wäre, wie zum Beispiel Fledermausnistkästen bzw. Möglichkeiten zum Vögelbrüten.

Es gab ein Einvernehmen, den grünen Schutzstreifen in Ruhe zu lassen. Trotzdem sind dieses Jahr alle Hecken erneut radikal runter geschnitten worden.

In einer Kleinen Anfrage hat Fraktionschefin Anja Grabs nun die Verwaltung um eine Aufklärung der Vorgehensweise gebeten. Außerdem hat sie vorgeschlagen, die Rasenflächen auf dem Schulcampus nur noch einmal im Jahr zu mähen. Der Rasenschnitt könnte kompostiert oder zur nächsten Biogasanlage gebracht werden. Grabs: „Durch das Abräumen der Mahd wird der Boden jedes Jahr mehr und mehr abgemagert, so dass mittelfristig eine hohe Artenvielfalt an Wiesenblumen erreicht werden kann. Ein Ausbringen von Saatgut ist nicht notwendig. Allein aus ökonomischer Sicht ist dieses Vorhaben dringend anzuraten.“

Laut Grabs wurden in den vergangenen Jahren wiederholt riesige Flächen mit großem Einsatz von Personal, Ressourcen und Lärmverursachung andauernd gemäht. Grabs: „In Anbetracht der schwindenden Artenvielfalt, vor allem im Hinblick auf Wildbienen, machen diese andauernden Mäharbeiten, in der heutigen Zeit, überhaupt keinen Sinn. Der Campus Palmnicken könnte sogar zum Vorzeigeobjekt werden, wenn man sich hier auf den Wildbienenschutz konzentrieren würde.“

In einer Reaktion auf die Anfrage der grünen Fraktion antwortete Sascha Gehm, erster Beigeordneter des Landkreises, dass es laut Gesetz zwar verboten ist, bestimmte Bäume, und Hecken während der Brutzeit abzuschneiden oder zu beseitigen. Gehm: „Zulässig sind dagegen schonende Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen.“

Gehm meldete aber auch, dass die Beschwerde der bündnisgrünen Fraktion an die Untere Naturschutzbehörde übergeben wurde, „um zu untersuchen, um welche Art Schnitte es sich handelte“. Gehm: „Aus den mir vorliegenden Fotos ist zu ersehen, dass die sehr lichten Büsche noch keine Blätter trugen; Nester von Vögeln o.ä. also zu sehen gewesen wären. Aufgrund dessen wird die Fläche zeitnah durch Mitarbeiter der UNB begangen, um den Sachverhalt zu ermitteln.“

Gehm sicherte außerdem zu, den Vorschlag der Fraktion zur Grünflächenpflege prüfen zu lassen. Ausgehend von einer Initiative von Schülerinnen und Schülern des OSZ soll die Gestaltung und Pflege der Grünflächen auf dem Campus insgesamt nachhaltiger gestaltet werden.


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