22. Februar 2015

Rosa und Blau



Pilot Barbie
Typisch männlicher Beruf: Barbie als Pilotin.
(Foto: Cindy Mendoza)

„Die ist aber niedlich!“
„Das ist mein Sohn.“
„Oh, Entschuldigung.“

Weil Babys oft unisex aussehen, erleichtert die Farbe der Kleidung sie in den Geschlechtern zu unterscheiden und sich peinliche Fehleinschätzungen zu ersparen. Nicht mehr und auch nicht weniger.

Babys in den Farben rosa oder blau einzukleiden kann für sehr viel Zündstoff sorgen. Hier gibt es natürlich unterschiedliche Auffassungen. Es gibt die, die das locker sehen und je nachdem die Kinder so einkleiden wie es gerade passt und was so im Angebot ist oder sogar ganz gezielt nach diesen Farben einkleiden, weil sie rosa und blau vor allem als Tradition anerkennen.

Und dann gibt es die Gegner. Bei den Gegnern spielt sich folgender Gedankenverlauf ab:

Rosa=kleines Mädchen
Blau=kleiner Junge
Rosa+Blau=Mädchen und Jungen
Mädchen und Jungen=beide Geschlechter
Beide Geschlechter=Geschlechterrollen
Geschlechterrolle=Unterdrückung der Frau

Diese Gegner wollen also die Unterdrückung der Frau im Allgemeinen dadurch bekämpfen indem sie die Farbe Rosa ausschalten, weil diese für sie in der Kausalität an erster Stelle steht. Die Farbe rosa kann man im Übrigen mit Prinzessin Lillifee, Barbies und Hello Kittys ersetzen. Alles was „typisch Mädchen“ also eine Geschlechterrolle ist, bedeutet nach dieser Logik eine spätere Unterdrückung der Frau oder zumindest dessen Verherrlichung.

Komischerweise hat die Generation unserer Eltern, also eine Generation indem die Geschlechterrolle noch viel stärker manifestiert war, uns erlaubt damit zu spielen womit wir wollten. So haben Mädchen auch mit Autos gespielt und Jungs mit Puppen, wenn sie es denn wollten. Genauso wenig, wie Jungs schwul werden, die mit Puppen spielen, werden Mädchen später als Frau unterdrückt, weil sie rosa Kleidchen getragen oder mit Barbiepuppen gespielt haben. Die Farbe oder das Spielzeug zu politisieren kann man sich also grundsätzlich sparen. Was nützt es einem Mädchen, wenn es nicht typisch Mädchen sein darf und sich deshalb einbildet später unbedingt männlich aussehen zu müssen, um Erfolg zu haben?

Die Frauen, die wirklich emanzipiert sind, sind normal- oder übergewichtig, tragen bunte Blümchenkleider, Lippenstift und Nagellack UND regieren trotzdem die Welt.

Im Moment ist zu beobachten, dass viele Frauen immer noch Hosenanzüge tragen, um in der Geschäftswelt ernst genommen zu werden. Es liegt an den Frauen selbst diese selbst auferlegte Rolle (Erfolg=männlich) zu überwinden. Mit einer Kindererziehung in der man typische Geschlechterrollen unterbindet, wird man überhaupt gar nichts erreichen, weil es nämlich die Erwachsenen sind, die entscheiden, wie sie sich nach außen darstellen, um erfolgreich zu sein. Frauen sind zudem noch nie magersüchtig geworden, weil sie als Kind mit dünnen Barbiepuppen gespielt haben. Es gibt keinen Link zwischen Kinderspielzeug bzw. Kleidung in der Kindheit und späterer Karriere. Einen Beitrag können Eltern leisten, indem sie ihre Kinder später motivieren geschlechtsuntypische Berufe zu wählen. Vorausgesetzt natürlich, dass die Kinder das später überhaupt anstreben. Eine Barbiepuppe wird sie daran nicht hindern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen