31. Juli 2012

„Die Natur ist unberechenbar.“

Ein Besuch beim ältesten Biobauernhof Deutschlands

BAD SAAROW - Am 16. Mai 2012 besuchte der Naturschutzbeirat vom Landkreis Oder-Spree den vermutlich ältesten Biobauernhof Deutschlands in Bad Saarow. Auf dem Demeterhof Marienhöhe erfolgt ein biologisch-dynamischer Anbau bereits seit 1928. Sandige Böden, viel Wind und kaum Regen - das alles zeichnet Brandenburg und seine Landwirtschaft aus.

Mutigerweise hat jedoch damals der promovierte Landwirt Erhard Bartsch auf dem ehemaligen Vorwerk des Rittergutes Bad Saarow das scheinbar undenkbare Pilotprojekt gestartet: An einem schwierigen landwirtschaftlichen Standort auszuprobieren, ob eine biologisch-dynamische Anbauweise möglich ist. Mit dem Ergebnis anfangs kräftig in den Minusbereich gewirtschaftet zu haben, gelang das Experiment bald darauf und wurde zu einer „Musterwirtschaft“ ernannt.

Fritjof Albert von der heutigen Hofgemeinschaft leitete die Hofführung für den Naturschutzbeirat philosophisch ein: „Die Natur ist unberechenbar und der Mensch ist in erster Linie ein begrenztes Wesen“. Die Begrenzung spiegelt sich auch in dem landwirtschaftlichen Betrieb wieder, indem zum Beispiel die Felder mit freiwachsenden Hecken eingegrenzt werden, die sich durch Schattenbildung, Tauwasser und Windschutz positiv auf die Feldwirtschaft auswirken. Auch optisch gibt es einen positiven Effekt indem die hügeligen Felder durch den naheliegenden Baum- und Heckenhintergrund mehr auf den Betrachter einwirken. Neben der hohen Artenvielfalt und den 50 Vogelarten, die laut Fritjof Albert, dort vorkommen, fiel dem Naturschutzbeirat auch die sehr hohe Ameisendichte auf den Feldwegen auf, ein Indiz für gesunden Boden, für den Kunstdünger und genmanipulierte Pflanzen ein Fremdwort sind. Selbst auf Bewässerungsanlagen für die Felder wird verzichtet, weil die Ausbeutung der Wasserresourcen als unakzeptabel betrachtet werden - ein Gedanke der sich weltweit bereits verbreitet - und worauf in Europa mit der Wasserrahmenrichtlinie von 2000 reagiert wurde, um die Wassernutzung nachhaltiger und umweltverträglicher zu gestalten.

Neben der Feldwirtschaft züchtet und vermarktet der Hof Marienhöhe auch zwei vom Aussterben bedrohte Haustierrassen: die Rinderrasse Deutsches Rotvieh sowie das Sattelschwein. Demeterprodukte sind nicht mit Biowaren und Produkten mit staatlichem Biosiegel zu vergleichen, da sie noch strengeren Richtlinien unterlegen sind und somit als nachhaltigste Form der Landwirtschaft gelten.

Weitere Informationen und Termine für Hofführungen findet Sie hier: Hof Marienhöhe

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