31. Juli 2012

Ameisen raus (Glosse up for grabs)

Der Ameisenhaufen in Gosen könnte zum Dauergast werden. Also nicht der Haufen an sich, sondern die darin lebenden Ameisen, die den Haufen lediglich als Wohnhaus benutzen. Es handelt sich um ein Ameisennest an der Trauerhalle auf dem Gosener Friedhof. Dort leben und vermehren sich circa vier Millionen Augenpaare fleißig an der Südwand des Gebäudes. Südwand deshalb, weil es dort schön warm ist und Urlaub ja auch immer teurer wird. Urlaub auf Balkonien ist auch schön und zuhause ist es eh am schönsten. Sie fühlen sich dort wohl und möchten auch gerne bleiben, aber leider geht das nicht, da sie sich einen Eingang in die Trauerhalle verschafft haben. Vermutlich haben Sie hier besondere Spezialagenten, die sich um solche Einbrüche kümmern und dann so lange am Mauerwerk rumpopeln bis ein Loch in der Außenwand entsteht, durch das eine Ameise gerade so durchpasst. Und weil es im Ameisenhaufen so stressig ist und man soviel arbeiten muss, gehen die Ameisen die mal ausnahmsweise eine Pause einlegen wollen durch das, für das menschliche Auge unsichtbare, Loch in die Trauerhalle hinein. Dort ist es schattig und kühl und in den meisten Fällen befindet sich dort niemand. Außerdem ist es dort auch viel ruhiger als draußen auf dem Friedhof, wo sich die Grabbesucher über mehrere Gräber hinweg gerne über das Wetter unterhalten.

Soweit so gut, aber leider finden das die Menschen jetzt schonwieder irgendwie blöd. Wenn die Trauernden nämlich ihren Liebsten die letzte Ehre erweisen, dann machen sich Ameisen am Hosenbein nicht so gut. Daher werden die lästigen „Viecher“ (O-Ton Amtsdirektor) nun ständig von den Gemeindehelfern aus der Halle gefegt. Das finden die Ameisen aber eher spaßig und kommen daher täglich immer wieder hinein. Sie freuen sich sogar auf den Besenweg nach draußen, das hat was von Abenteuer, Achterbahn, Disneyland. Ach was sage ich: Disneyworld! Um dieses Fiasko (aus Menschensicht) beziehungsweise Disneyworld (aus Ameisensicht) endlich zu beenden, haben sich Dutzende von Menschen vor Ort getroffen, um die Problematik zu erörtern. Gemeindevertreter, Naturschützer und ein Ameisenschützer der Deutschen Ameisenschutzwarte e.V. schauten sich die Wuselei an, unterhielten sich darüber und stampften die ganze Zeit dabei lustig herum, um Ameisenakrobaten von den Hosenbeinen abzuschütteln. Der Bürgermeister sowie Gemeindehelfer waren ebenfalls in Gedanken dabei. Die Gemeindehelfer haben schon einen Schlachtplan entwickelt, was passiert wenn die Ameisen endlich weg sind: Man wird das Mauerwerk neu vermörteln, und hoffen, dass neu auftretende Ameisenagenten dort nicht mehr eindringen können.

Klappe zu, Affe tot, beziehungsweise Wand zu, Ameisen raus.

Der Ameisenmann erstellte ein Angebot über circa 99 Cent. Er ist in der Lage das Nest umzusetzen an einen Ort, der entweder menschenleer ist oder an dem Menschen leben, die der Ameisenmann nicht leiden kann. Oder die dritte Variante: Ein Ort an dem die Ameisen andere Menschen stören und er zufällig des Weges kommt, um ein Angebot für eine Umsetzung zu unterbreiten. So kann der Millionenstaat der Ameisen auch rumkommen. Wie bei einer Kreuzfahrt wird angelegt, ein bisschen Aufenthalt gemacht und dann heißt es wieder einsteigen und weiterziehen.

Um die Geschichte jetzt abzukürzen: Nachdem 100 % der Bürger aus Gosen inklusive 100 % der Gemeindevertreter sowie Ortsbeiräte und Bürgermeister, Gemeindehelfer, Naturschützer und der Ameisenfachmann dafür waren, das Nest umzusetzen, bei einem Preis von 99 Cent den die Gemeinde (die mit mehreren Milliarden Euro im Plus ist und auf der Forbes-Liste auf Platz eins steht) dafür ausgeben muss, kann man auch nicht meckern. Die MOZ, als größte Tageszeitung in der Umgebung zeigte auch schon großes Interesse und wollte Fotos, Interviews und eine Sonderausgabe darüber bringen. Es fehlte lediglich nur noch die Unterschrift von der Naturschutzbehörde, die die Zusage für die Umsetzung geben muss.

Die Gemeinde wartete und wartete und wartete, alle Augen waren auf die Behörde gerichtet und als man schließlich dort nachfragte, wo die Ausnahmegenehmigung bleibt, kam die Antwort:

Der Amtsdirektor hat sich die Ameisen vor Ort angeguckt und der Naturschutzbehörde mitgeteilt, dass eine Umsetzung nicht notwendig ist.

Glosse up for what?

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